Deal in Genf
von Michael Schlag
Genf 2015: Zwischen den USA und dem Iran beginnen Verhandlungen über ein Atomabkommen, Barack Obama ist zu der Zeit US-Präsident. Die USA haben anzubieten: Lockerung der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Iran und Freigabe eingefrorener Milliardenvermögen und fordern dafür: Stopp des nuklearen Rüstungsprogramms des Iran und der heimlichen Anreicherung von waffenfähigem Uran – was Iran abstreitet. Die Schweizer Diplomatin Alexandra Weiss soll die Verhandlungen auf neutralem Boden orchestrieren. Eine packende Serie auf Arte erzählt die Hintergründe.

Luxushotel in Genf
Die ganze Handlung spielt in einem Luxushotel in Genf, aber dies ist nur das Auge im Hurrikans der sonstigen Weltpolitik: Jugendproteste im Iran, das Regime scheint zum ersten Mal zu wanken; ein ermordeter Atomingenieur in Teheran, an seiner Stelle wird ein als Regimegegner verurteilter Ingenieur aus dem Ewin-Gefängnis geholt. Er soll jetzt die Fachgespräche in Genf führen, ohne Pause unter dem Druck der Revolutionsgarden, die mittendrin Tel Aviv mit Raketen beschießen. Die Amerikaner sind sich alles andere als einig über die Verhandlungsstrategie: Staatssekretär Cory fordert harte Sanktionen, Staatssekretärin Cohen setzt auf Verhandlungen.

Misstrauen überall
„The Deal“ handelt von den komplexen Verhandlungen um das Atomabkommen zwischen Iran und USA 2015. Eine französisch, belgisch, luxemburgisch, schweizerische Koproduktion von Macht, Diplomatie und persönlichen Konflikten. Mit dabei: Amerika, Iran, Russland, China und die Europäische Union. Jeder misstraut dem anderen und hat auch allen Grund dazu. Man spricht viel, aber keiner sagt die ganze Wahrheit. Jeder am Tisch hat seine eigenen Interessen und lässt den Partner von gestern ohne Weiteres heute über die Klinge springen.

Benutzte Presse
Dahinter die Beziehungen der Diplomaten in ihre Heimatländer, alle sind auch Menschen, alle haben Familien und ihre eigenen Probleme. Desweiteren: eine internationale und natürlich hoch gefährliche Liebesgeschichte; ein verwanztes Hotel; ein entführter US-Journalist in Teheran; eine benutzte Presse (die sich übrigens auch gerne benutzen lässt), Erpressung und Bestechung, Hinterlist und Verrat in den Kulissen globaler Diplomatie. Und jeder hat natürlich allzeit vor allem seine eigene Karriere innerhalb der diplomatischen Hierarchie seines Landes im Blick. Daraus macht „The Deal“ einen saftig und packend gespielten Politthriller, und man wird den Eindruck nicht los: So also läuft das bei internationalen Verhandlungen – aber wahrscheinlich ist in der Realität alles noch viel schlimmer.

Packender Politthriller
Die ganze Geschichte spielt an wenigen Tagen an einem einzigen Ort, einem Hotel in Genf, fast alle Personen sind von Beginn an dabei und bleiben bis zum Ende. Es ist das klassische Erzählformat der American Novel mit der Einheit von Zeit, Raum und handelnden Personen. So etwas sechs Folgen lang absolut spannend zu halten, das muss man erstmal hinkriegen.
Titelbild: Nach Irans Angriff auf Tel Aviv steht die Aufhebung der Sanktionen auf der Kippe
Alle Fotos: ARTE F © Les Films Pelléas/Bande à Part Films/Gaumont Télévision
Jede Folge 45 Min.
TV-Ausstrahlungen ab Donnerstag, 23.10.2025 um 21.45 Uhr
Online verfügbar bis 15.04.2026
https://www.arte.tv/de/videos/RC-026964/the-deal