Hans Schwab

dramatisch! komisch! schräg!

Das neue Balladen-Programm des Ortenberger Schauspielers Hans Schwab „damatisch! komisch! schräg!“ hat am 21. April 2023 Premiere. Landbote-Autorin Corinne Willführ sprach mit Schwab über sein Programm und warum ihn Balladen faszinieren.

3. Soloprogramm mit Balladen

Für den Hans Schwab ist es, wie er selbst sagt, „ein großes Privileg“ nach „Wild zuckt der Blitz“ (1992) und „Schaurig-schön (2002) zum dritten Mal ein Solo-Programm mit Balladen auf die Bühne zu bringen. Sein Publikum kann sich auf Vorstellungen freuen, in denen der Mime „dramatisch! komisch! schräg!“ Werken von Goethe und Schiller, von Heine und Wedekind, Ausdruck verleiht. An seiner Seite für die Produktion wie im Leben: Regisseurin Ronka Nickel. Premiere für seine Darbietung mit „scharfsinniger List und emotionaler Wucht“ ist am Freitag, 21. April, auf der Altstadtbühne „KARO-Keller“ in Ortenberg.

Willführ: Die Ballade, jene Form der Dichtkunst, in der sich Lyrik mit Dramatik in einer Erzählung verbindet, hört sich wunderbar an. Doch gerade mit dieser wurde Generationen von Kindern im Deutsch-Unterricht durchs Auswendiglernen der Schweiß auf die Stirn getrieben. Sie hat indes die Faszination der Balladen über Jahrzehnte Ihres Schaffens nicht verlassen. Warum? Und welche Werke haben Sie für Ihr neues Programm ausgewählt?

Hans Schwab. (Fotos: Willführ)

Hans Schwab: Balladen haben es verdient, sie wieder oder neu zu entdecken. Für mich war die große Aufgabe, die ich mir gestellt habe, wie man sie beseelt und trotzdem nicht überzeichnet widergibt. Natürlich auch, dass sie spannend sind. Das Publikum erwartet also kein deklamatorischer Vortrag oder ein klassischer Rezitationsabend.

Für meine Auswahl habe ich bewusst gesucht, allerdings nicht nach einer wissenschaftlichen Reihenfolge oder in Anthologien, sondern aus einem riesigen Sack letztendlich die ausgewählt, die mir entsprechen oder zu denen ich eine Beziehung habe. Ganz klar: Im Programm kommen Klassiker von Schiller wie „Der Taucher“ und „Die Bürgschaft“ und von Goethe „Der Zauberlehrling“ und „Der Erlkönig“ vor.

Auf welche Werke darf sich das Publikum noch freuen?

Durch die Jahrhunderte dieser Erzählkunst führt mein neues Programm nicht. Das war eine lange Überlegung. Ich habe schon Werke des 18. Und 19. Jahrhunderts ausgewählt, dann Balladen von Fontane und Heine, mit „Das arme Kind“ auch ein Werk von Wedekind. Darüber hinaus noch Dichter des 21. Jahrhunderts wie Bertolt Brecht aufzunehmen, wäre zu viel gewesen. Ich bedaure, gerade bei Heine, dass ich eine Auswahl treffen musste.

„Dramatisch, komisch, schräg“ – Welche Ballade ist für Sie denn schräg?

Eine meiner Lieblingsballaden ist „Der Handschuh“ von Friedrich Schiller. Ohne sie zu persiflieren, geht es mir darum, die Komik durch Brüche, die in dieser wie in anderen Balladen von dem Autor selbst angelegt sind, aufzuzeigen. Für mich verbirgt sich in diesen selbst eine Art trockener Humor.

Wieviel Schauspiel und wieviel Rezitation macht Ihr Balladen-Programm aus?

Ohne das eine geht das andere nicht. Da verbinden sich in der Darbietung schon Seele und Phantasie. Ich bin eben kein Radiosprecher und lese Balladen auch nicht für Hörbücher.

Balladen sind eine Erzählkunst, die über viele Strophen angelegt ist. Was erfordern Sie in einer Solo-Darbietung?

Sie sind ja keine Monologe, keine Selbstgespräche, sondern ganz klar Geschichten. Das hilft ein bisschen beim Auswendiglernen. Da geht es um große Gefühle, um Liebe, Eifersucht, Trauer, Versagen. Diesen großen Emotionen muss man sich stellen. Das erfordert ein Eintauchen und Einlassen in die Geschichte.

Was mir dabei sicherlich zu Gute kommt, ist, dass ich in meinem Studium auch ganz viel mit Pantomime gemacht habe, in dem viel mit inneren Bildern gearbeitet wurde. Wo man also ganze Räume, Landschaften mit dem Körper, mit der Vorstellung zu füllen hatte. Im Präsentieren auf der Bühne kann ich diese Bilder in meiner Phantasie wieder entstehen lassen. Das überträgt sich dann erstmal in meine Gedanken und dann in Form.

Zum Lernen der Texte brauche ich eine schöne Atmosphäre. Wenn ich die Balladen dann kann, rezitiere ich sie sehr gerne beim Spazierengehen. Bei der Gartenarbeit. Ich kann also was Konträres machen und die Texte präsent haben.

Frau Nickel, Sie führen wie bereits in vielen gemeinsamen Theaterstücken und Solo-Programmen von Hans Schwab Regie. Zum ersten Mal aber bei einem Balladen-Abend. Welche Anforderungen stellt dieser für Sie?

Ronka Nickel: Anders als in anderen Projekten gebe ich ganz wenig vor. Hier bin ich der erste Spiegel, den der Hans hat. Ich mache Vorschläge und unterstütze, was ich gut finde, spiegele also, was ich wie erlebe. Unterstützt wird die Darbietung nur durch Licht und mit einzelnen Requisiten, nicht durch ein Bühnenbild oder Kostüme. Das ist das Programm von Hans.

Welchen Beitrag kann „dramatisch! Komisch! schräg“ leisten, um junge Menschen für die Ballade zu begeistern?

Ich könnte mir durchaus vorstellen, einmal Auszüge des Programms in Verbindung mit einer Poetry-Slam-Veranstaltung zu machen. In den Darbietungen in freier Form geht es zumeist doch auch um große Gefühle, um Fragen der Identität. Das wäre sicher reizvoll, beides zu verbinden.

„dramatisch! komisch! schräg!“ – feiert am Freitag, 21. April, 20 Uhr, Premiere auf der Altstadtbühne „KARO-Keller“ (Alte Marktstraße 38) in Ortenberg. Nächste Vorstellung ist am Samstag, 22. April, 20 Uhr, ebendort. Tourneetermine sind noch in Planung. Buchbar ist das Programm – in Auszügen oder gesamt – auch für Firmenevents, Schulklassen oder Familienfeiern hansschwab.de. Karten im Vorverkauf für die Vorstellungen in Ortenberg gibt es beim kulturkreis@ortenberg.net sowie bei Makilopo unter makilopo@t-online.de sowie dort telefonisch: 06046/7011.

Titelbild: Sie sind auch bei dem aktuellen Balladen-Programm ein eingespieltes Team: Schauspieler Hans Schwab und Regisseurin Ronka Nickel aus Ortenberg.

Ein Gedanke zu „Hans Schwab“

  1. fantastischer Abend mit dem Einstieg in die heitere und düstere Welt des Wortwitzes auf einer so passenden Bühne wie die des Dilldappersaales im schwäbischen Ichenhausen. Nicht ohne hintergründige Moral-Belehrungen würde dieses Programm dem heutigen, meist nur noch auf BWL-orientierten Lernprogrammen guttun und sicher auch den Schülern (Schülerinnen und Schüler – man sieht die Umständlichkeit unserer heute überzogenen Sprache-) gefallen. Bravo Hans und Ronka von Rainer . 20.11.2023

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