Gießener Silvesterlauf

Rund um den Schiffenberg

Von Helmut Serowy

Die rührigen Organisatoren des Leichtathletik-Zentrum (LAZ) Gießen Stadt und Land um die Zwillingsbrüder Jörg und Martin Theimer richteten nach zwei virtuellen Ausgaben und einem „Hybrid-Lauf“ 2002 den 51. Gießener Silvesterlauf „Rund um den Schiffenberg“ im Jahre 2023 wieder als Präsenzlauf aus. Mit 1.200 Meldungen war dieser Silvesterlauf ausgebucht und erstmals wurde die begehrte Marke von 1000 Teilnehmern geknackt.

Jahresausklang

Für den 52. Gießener Silvesterlauf 2024 war das Teilnehmer-Limit bereits im Vorfeld um weitere 200 auf 1400 Starter erhöht worden. Aber: „Was in diesem Jahr abgegangen ist, kann ich nur noch als Wahnsinn beschreiben. Einen Tag vor dem Frankfurt-Marathon waren wir ausgebucht. So etwas gab es noch nie in der langjährigen Geschichte. Viele unserer langjährigen Teilnehmer schätzen das gesellige „Drumherum“. Es geht bei diesem Lauf nicht um Spitzenzeiten, sondern um den gemeinschaftlichen Laufabschluss. Deshalb nutzen Läuferinnen und Läufer diese Gelegenheit als Jahresausklang. Der Lauf hat sich weit über die Grenzen von Mittelhessen etabliert“, staunte LAZ-Chef Martin Theimer über die Teilnehmer-Explosion.

Nach Absprache mit dem Sportamt der Stadt Gießen konnten schließlich noch 400 weitere Startplätze angeboten werden. Und auch diese waren bereits Mitte November vergriffen. „Damit stoßen wir an die absolute Kapazitätsgrenze. Die maximale Teilnehmerzahl von 1800 ist ein Versuch und wir werden entscheiden, wo die Reise 2025 hingehen wird“, fieberte Jörg Theimer dem Event entgegen, das neue Maßstäbe in der Laufszene setzte. Aufgrund von Angeboten einiger Sponsoren stand letztlich die Rekordzahl von 1.920 Starter in den Meldelisten. Im Ziel wurden exakt 1.600 Finisher registriert.

Halbmarathon

Beachtliche 573 Läuferinnen und Läufer hatten sich für den Halbmarathon-Start durch den Schiffenberger Wald beworben. 459 Finisher begrüßte das Moderatoren-Duo Markus Bourcarde und Sven Schnitker von den Running-Voices auf der langen Zielgeraden vor der Gießener Osthalle. Zwischendurch hatten die Silvester-Läufer den Schiffenberger Wald und die auf dem Gipfel thronende Klosteranlage ausgiebig kennengelernt. Schließlich führt die anspruchsvolle Strecke kreuz und quer durch die Wälder „Rund um den Schiffenberg“. 380 Höhenmeter mit zahllosen Schleifen und Steigungen waren zu bewältigen, bevor nach Umrundung des historischen Kloster-Gemäuer die zügige Abfahrt Richtung Ziel die Tour etwas erleichterte.

Eine mehrköpfige Spitzengruppe mit dem Vorjahres-Sieger und Hessenmeister der M30 im Halbmarathon – Moritz Weiß von der LGV Marathon Gießen – übernahm das Kommando und löste sich bereits auf der „Warmlauf-Passage“ im Schiffenberger Tal aus der endlosen Läuferschlange. Der hier schon oft erfolgreiche Moritz Weiß wollte verhalten angehen, in der Gruppe bleiben und sich zum Schluss absetzen. Wie erhofft, hielt er seine Mitstreiter auch bei der 52. Auflage in Schach und ließ sich nach für die Streckenführung zügigen 1:15:28 Stunden erneut als Sieger feiern. Er blieb damit 32 Sekunden unter seiner letztjährigen Zeit. „Das war enger als gedacht. Aber ich habe auch nicht alles gegeben. Mit dieser Zeit hatte ich nicht gerechnet“, stellte er nach dem Zieleinlauf fest. Unter der Siegerzeit des Vorjahres blieben auch noch die Verfolger Clemens Möller vom VfL Marburg (1:15:41 Std) und der hessische Crossmeister der M45, Lars Siegmund vom ASC Darmstadt (1:16:00 Std). Alexander Claas vom Team Naunheim (1:16:34 Stunden) und der M45-Hessenmeister über 10 Kilometer und Halbmarathon – Silvio Welkner vom TSV Krofdorf-Gleiberg (1:17:30 Stunden) – liefen dahinter in der M30 und der M45 auf die Silber-Ränge. Auf dem achten Platz folgte mit Daniel Hoffmann von der LGV Marathon Gießen der Deutsche und Hessische Marathon-Meister der M50 in 1:21:40 Stunden.

Schnell hat sich beim 52. Gießener Silvesterlauf die Spitzengruppe des Halbmarathon mit Titelverteidiger Moritz Weiß (LGV Marathon Gießen, Mitte, 1897) vom Feld abgesetzt. (Fotos: Helmut Serowy)

Im letzten Jahr hatte die Siegerin der beiden mittelhessischen Winterlauf-Serien in Pohlheim und Alten-Buseck – Jessica Lewerenz vom Team Naunheim – mit 1:31:28 Stunden und sechs Minuten Vorsprung dominiert. Elisa Bade vom Laufteam Kassel übernahm diesmal diesen Part und lief überlegen nach 1:32:27 Stunden über die Ziellinie. Ruhiger ließ es dagegen Luisa Orth vom TuS Driedorf angehen. Während des Rennens arbeitete sie sich allerdings immer weiter vor und steigerte schließlich als Gesamt-Zweite ihre Halbmarathon-Bestzeit noch auf 1:35:54 Stunden. Einmal mehr fröhlich unterwegs feierte Karin Hahnfeld vom MTV Gießen nach 1:36:17 Stunden neben der Bronzemedaille auch den Erfolg in der W50.

Überlegen führt Elisa Bade die Halbmarathon-Läuferinnen an.

Hinter Tara Kiani von der LGV Marathon Gießen (1:37:23 Stunden) siegte Janina Guht (1:41:56 Stunden) bei den Juniorinnen und Ann-Kathrin Hausmanns (1:42:54 Stunden) in der W35. Auf den Plätzen acht und neun folgten bereits mit Andrea Bade in 1:43:41 Stunden die schnellste W60-Starterin und mit der letztjährigen Deutschen Halbmarathon-Meisterin der W65, Monika Donges vom Team Naunheim, die W65-Siegerin. Nach langer Verletzungspause knüpfte diese mit 1:44:17 Stunden an ihre aufsteigende Form der letzten Wochen an und blickt optimistisch dem Wechsel in die W70 entgegen.

10 Kilometer

Mit 708 Meldungen und 617 Finisher war das 10-km-Rennen beim 52. Gießener Adventslauf am stärksten besetzt. Auch sie starteten zum Einlaufen über drei relativ flache Kilometer mit einer Trail-Einlage, die aber bei der frostigen Witterung nicht sonderlich hinderte. Die rund 170 Höhenmeter waren anschließend über weitere drei Kilometer zu bewältigen, bevor es nach einer Schleife entsprechend zügig zurück zum Start-Ziel-Bereich vor der Gießener Osthalle ging.

Vorjahressieger Niklas Raffin vom TSV Krofdorf-Gleiberg enteilte mit Marc Unger vom SC Neukirchen schnell der Verfolger-Truppe. „Eigentlich wollte ich nicht so schnell laufen“, erläuterte Niklas Raffin später seine Planung für das Rennen. Dann aber fühlte er sich so gut, dass er sein Tempo anzog. Bereits nach eineinhalb Kilometern löste er sich von seinem Begleiter und baute mit 33:56 min seinen Vorsprung auf zwei Minuten aus.

Niklas Raffin (TSV Krofdorf-Gleiberg, links) gewinnt erneut den 10-km-Lauf vor Marc Unger (SC Neukirchen)

Marc Unger hielt seine zweite Position und sicherte sich mit 35:55 den Erfolg in der M35 vor den Verfolgern. Bronze und M30-Sieg holte sich Julian Jung (36:17 min) vor dem M35-Zweiten Philip Scharck (beide LGV Marathon Gießen, 37:34 min), den Hauptklasse-Startern Erik Büchele (TSV Krofdorf-Gleiberg, 38:01 min), Janis Holz (38:33 min) und Niklas Harsy (Athletic Team Karben, 38:38 min).

Zum dritten Mal in Folge setzt sich beim Gießener Silvesterlauf Lisa Schmitt (Lahnau) bei den Frauen über 10 km durch

Obwohl sie bereits seit dem Frühjahr an einer langwierigen Verletzung laboriert, überrascht Lisa Schmitt aus Lahnau weiterhin bei ihren gelegentlichen Starts mit herausragenden Resultaten. Zuletzt lief sie nach dem Frankfurt-Marathon in einer 2:55er-Zeit bei ihrem Lieblings-Marathon in Valencia mit ausgezeichneten 2:50:04 Stunden ihre bisher zweitschnellste Zeit über die 42,195-km-Distanz. Nach einigen Wochen Ruhe verteidigte sie nun auf der doch anspruchsvollen Strecke durch den Schiffenberger Wald ihren Titel über 10 Kilometer mit 39:58 min erfolgreich. „Eigentlich dachte ich, die Zeit wäre schneller“, bedauerte sie ihr Ergebnis beim dritten Sieg in Folge etwas, war aber hochzufrieden, das Rennen schmerzfrei gemeistert zu haben.

Anschluss hielt durchgängig die zu den stärksten W40-Seniorinnen auf den Mittelstrecken zählende Anne Hegewald vom TV Waldstraße Wiesbaden. Auf der endlosen Bergab-Passage rückte ihr allerdings die Junioren-Siegerin Alina Rubener von der LG Alheimer-Rotenburg-Bebra immer dichter auf die Pelle und schob sich auf dem finalen Kilometer mit 40:25 min noch auf den zweiten Rang vor. Als Dritte und W40-Siegerin blieb die Vorjahres-Zweite Anne Hegewald mit 40:32 min noch 56 Sekunden unter ihrer letzten Silvesterlauf-Zeit.

Prächtig in Szene setzten sich auf den Plätzen vier und fünf wieder die Hessische Marathonmeisterin der W40 der beiden letzten Jahre – Jana Schütt von den Sportfreunden Blau-Gelb Marburg (43:27 min) – und die W50-Siegerin Silke Laun vom ASC Licher Wald (44:00 min). Die für das Team Naunheim startende Franzi Rachowski lässt es nach einer Auszeit locker angehen. Sie gewann die W30 in 46:08 min, gefolgt von Vereinskollegin Lisa-Marie Menges, die mit 46:11 min die Frauen-Hauptklasse anführte.

5 Kilometer

Um 11 Uhr schickte der Starter die Karawane der 5-km-Läuferinnen und -Läufer auf ihre etwas flachere, aber dennoch zähe Strecke durch das Schiffenberger Tal in die Ausläufer des Schiffenberg. Dominiert wurde das Rennen wie vor Jahresfrist von den Geschwistern Svea und Finn Regina vom TV Wetzlar. Vor dem Einstieg in die Hallen-Saison nutzten sie den Silvesterlauf wie so viele als Abstecher zum Landschafts-Erlebnis-Lauf, ließen aber dennoch nichts anbrennen.

Mit Vorjahres-Sieger Finn Regina, Phil Battenfeld vom VfL Marburg und Simon Mussie vom Team Naunheim setzte sich ein engagiertes Trio aus dem weit auseinander gezogenen Feld ab. Bereits nach einem Kilometer hatten sie das von Janek Waldschmidt vom MTV Gießen angeführte Verfolgerfeld distanziert. Der A-Jugendliche Finn Regina – in dieser Saison unter anderem U20-Hessenmeister in der Halle über 3000 m – steigerte sich gegenüber 2023 um eine Minute auf zügige 16:18 min. Damit setzte er sich deutlich gegen den U23-Sieger Phil Battenfeld (16:50 min) und den Männer-Hauptklassen-Schnellsten Simon Mussie (17:17 min) durch.

Ihre ausgezeichnete Cross-Form mit dem Bronze-Rang bei den Hessenmeisterschaften der Frauen setzte die Juniorin Svea Regina beim Sturm durch den Schiffenberger Wald in eine schnelle 5-km-Zeit um. Die Dritte der Süddeutschen Juniorenmeisterschaften über 1500 m blieb auf der Waldlauf-Strecke mit ihrer kurzen Cross-Einlage in 18:04 min gleich zwölf Sekunden unter ihrer Bahn-Bestleistung. Stark unterwegs waren aber auch auf den Plätzen zwei und drei die Hauptklassen-Starterinnen Judith Krechting (tio & miro) mit 19:04 min und Laurine Freitag von der LGV Marathon Gießen mit 20:13 min. Hinter Viktoria Rupp (20:35 min) führte Ronja Schütt vom VfL Marburg in 21:21 min einmal mehr die Wertung der U16 an.

Schülerlauf 900 m

Über 70 Schülerinnen und Schüler eröffneten um 9.45 Uhr den 52. Gießener Silvesterlauf und sorgten gleich für das erste Highlight auf der flachen Wendepunkt-Strecke im Schiffenberger Tal. Die Moderatoren Markus Bourcarde und Sven Schnitker heizten mit kurzem Aufwärm-Programm die Stimmung weiter an. Entsprechend motiviert und vor großer Kulisse stürmten die Jüngsten über die Piste.

Angeführt wurde der Tross vom U10-Sieger Ben Rockensüß aus Kirtorf Ober-Gleen in 4:23 min vor dem Schnellsten der U12 – Leonard Schaub (4:26 min) – und dem U10-Zweiten Ben Roos vom SC Oberlahn (4:33 min).

Mit dem dritten Rang im Gesamteinlauf glänzte die Mädel-Siegerin Luisa Marina Naene vom VfL Marburg, die mit 4:27 min auch die Spitze in der U10 übernahm. Die weiteren Podestplätze sowie die Gold- und Silber-Platzierungen in der U12 holten sie die ebenfalls flotten Finja Bartels vom LSC Bad Nauheim (4:43 min) und Charlotte Fago vom TV Lich (4:43 min).

Titelbild: Endlos ziehen die Läufer-Karawanen durch die frostigen Schiffenberger Wälder

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