Suche nach vergessenen Kellern
Ein tiefes Loch klaffte im Juli 2025 plötzlich in einer Altstadtgasse in Friedberg. Mit einer Kamerasonde stellte man fest, dass ein Keller-Abgang gefunden wurde. Nun beginnt eine systematische Suche nach alten Hohlräumen.
Die Unterwelt von Friedberg
Die Friedberger Altstadt und die Kaiserstraße haben auch unter der
Oberfläche viel zu bieten. Während der vergangenen Jahre gab es ab und zu die Möglichkeit, im Rahmen privater Kellerführungen oder während archäologischer Ausgrabungen im Zuge von Baumaßnahmen einen Blick in die Friedberger Unterwelt zu gewinnen. Nun hat der Versuch begonnen, per Georadar den Friedberger
Untergrund systematisch zu ergründen.

Am Mittwoch, 13. August gab es plötzlich auf der Kaiserstraße nur noch wenige Stellplätze für Autos. Die Stadtverwaltung hatte sie gesperrt, damit eine Fachfirma ihren Sondenschlitten über das Basaltpflaster schieben konnte. Für den Donnerstag stand die Untersuchung der Großen Klostergasse in der östlichen Altstadt an, meldete der städtische Pressesprecher Manuel Raab-Faber.
Über bekannten Hohlräumen wird geübt
Dieses geophysikalische Verfahren bietet eine zerstörungsfreie Möglichkeit zur Untersuchung des Untergrunds mit
elektromagnetischen Wellen. Bei der Befahrung der Testfelder soll festgestellt werden, ob sich diese Methode für die Identifizierung und
Lokalisierung unterirdischer Hohlräume eignet. Sollten die Untersuchungen erfolgreich sein, könnten weitere Befahrungen stattfinden, so Raab-Faber.
Am ersten Tag ließ sich der am mobilen Bildschirm tätige Spezialist von der Firma Posselt & Zickgraf noch kein Ergebnis entlocken. Man müsse die Radardaten zuerst auswerten, sagte er auf Nachfrage.

Seit langem ist bekannt, dass sich unter der Friedberger Innenstadt ein
großes Netz aus mehrstöckige Kellern und Gängen befindet, das teilweise deutlich älter ist als die heutige Bebauung. Diese Strukturen sind Gegenstand zahlreicher Legenden, etwa über ein geheimes Wegenetz oder einen versunkenen Panzer in der Kaiserstraße.
Insbesondere unter der Kaiserstraße sind zahlreiche Kelleranlagen bekannt. So gibt es beispielsweise an der Steinhauerpassage auf zwei Niveaus verteilten Keller, dessen tieferer Teil unter die Kaiserstraße ragt. Er wurde vor Jahren wie man anderer Keller mit einer Art flüssigem Lehm geflutet, um Einstürze zu verhindern. Schließlich ist auf der Kaiserstraße immer noch Schwerlastverkehr unterwegs.
Der jüngste Kellerfund unter der Großen Klostergasse lässt vermuten, dass es noch weitere unbekannte Hohlräume geben könnte. Im Zuge der anstehenden Neugestaltung der Kaisterstraße hält man es im Bauamt für notwendig, Lage und Zustand dieser unterirdischen Strukturen genauer zu erfassen. Nur so lassen sich spätere Einstürze vermeiden und eine buchstäblich tragfähige Planung für die Umgestaltung der Kaiserstraße sicherstellen.
Die Auswahl der Testfelder erfolgte gezielt: Die Große Klostergasse bietet die Möglichkeit, einen bekannten Hohlraum mit unklarer Ausdehnung zu untersuchen. In der Kaiserstraße vor der Steinhauerpassage testen die Spezialisten ihr System über dem verfüllten Keller. Wenn die Untersuchungsdaten die bekannten Hohlräume gut abbilden, will die Stadtverwaltung die Suche ausdehnen.
Über das Loch in die Friedberger Unterwelt berichtete der Neue Landbote am 17. Juli 2025: