Grenzenloser Genuss
Der große Saal des Bürgerhauses im mittelhessischen Rodheim war gut besetzt. Ob alt oder jung, ob schwarz oder weiß, ob deutsch, eritreisch oder somalisch – gemeinsam feierte man ein Abendmahl der besonderen Art. Es gab eritreische und somalische Spezialitäten, die von den Flüchtlingen der jeweiligen Länder selbst zubereitet waren. Ein Buffet von 30 Metern Länge, aber vor allem das harmonische Zusammensein machen den Abend unvergesslich.
Bajia und Sambusa
Ich bin früh erschienen. Noch ist in der Küche mehr Betrieb als im Saal. Die vielen, mit Blumen geschmückten Tische füllen sich aber bald. Gedeckt ist für 120 Einwohner des Ortes und für die 50 Flüchtlinge, die der Ort aufgenommen hat. Mehr ging nicht, über 90 Einwohner mussten auf eine Warteliste gesetzt werden, denn das Fest soll im Herbst wiederholt werden. Zwei Tage haben die Flüchtlinge aus Eritrea und Somalia geschuftet, um das Buffet mit Bajia und Sambusa sowie vielen weiteren Köstlichkeiten zu beladen. Endlich haben sie Gelegenheit, selbst auch einmal akriv zu werden. Immer neue Platten und Töpfe werden also von der Küche in den Saal getragen. Ich staune und habe dabei ein wenige Monate altes Baby mit pechschwarzen Haaren im Arm. Wie sein Lebensweg einmal verlaufen wird?
Beim Kochen beteiligten sich die Männer ebenso wie die Frauen. Man bildete Teams, nicht nur, weil die Gerichte länderspezifisch sind, sondern weil sich Eritreer und Somalis sprachlich schwer verständigen können, obwohl beide Länder am Horn von Afrika nebeneinander liegen. Eritrea hat sich zu einer gnadenlosen Diktatur entwickelt, und in Somalia gibt es keinen Staat, der die blutigen Konflikte beendet. Doch zurück in heimische Gefilde: Mit kurzen Ansprachen wird das Buffet freigegeben. Dabei bedient sich ein Flüchtling fehlerfrei der deutschen Sprache, er hat seinen Dank an die aufnehmende Gemeinde mühsam auswendig gelernt. Hervorzuheben bleibt auch, dass der Bürgermeister zwar anwesend ist, aber glücklicherweise nicht offiziell spricht. Die Gemeinde hat den Bürgerhaussaal kostenlos überlassen.
Das Fest ist also eines von „unten“. Den Anstoß hatten vier einheimische Frauen gegeben, die schon zuvor durch ehrenamtliche Arbeit in der Unterkunft der neuen Gäste mit diesen vertraut waren. Sie organisierten gemeinsam mit den Flüchtlingen das Fest. Man kann nur ahnen, wieviel Arbeit nötig war – ganz abgesehen vom aufwändigen Kochen -, um alles so perfekt vorzubereiten. Man hatte sogar kleine Schilder mit Namen vor die einzelnen Speisen gestellt, auf besonders scharfe Würzung hingewiesen. Nehme ich also Sambusa mit Lamm oder mit Thunfisch gefüllt? Oder ein somalisches Bajia, bei dem Engerhi, Faelumo und Hibo mitgekocht haben? Ich nehme alles auf meinen Teller und genieße. Schließlich war als Motto des Festes gewählt worden: „Grenzenloser Genuss“. Die Plakate mit dem Motto hatte eine Druckerei umsonst gedruckt.
Auch andere hatten im voraus gespendet, es musste ja groß eingekauft werden. Auf dem Fest, das mit Musik und Tänzen endete, war ein Spendenkarton aufgestellt. Fazit des wunderbaren Abends: Freude, schöner Götterfunken – alle Menschen werden Brüder, wo dein holder Flügel weilt.
Liebe Frau Wöll,
herzlichen Dank für den wunderschönen Bericht über unsere Veranstaltung,,Wir sind selbst noch ganz platt , über die große Resonanz u. die Herzlichkeit die wir erleben durften. Ein Grund für uns weiter zumachen.
Kurt Kleist für die Gruppe “ Biebertal hilft „