FACHKRÄFTEMANGEL

Sorgenpaket bei Gesundheitskonferenz

Termin in der Hausarztpraxis, Fahrt in die Notaufnahme, Suche nach einer Hebamme oder Gang in die Apotheke – wie ist es um die Gesundheitsversorgung der Menschen im Landkreis Gießen bestellt? Wo sind Probleme, wo Chancen durch ein gemeinsames Vorgehen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Lokalen Gesundheitskonferenz des Landkreises Gießen.

Neustart nach pandemiebedingter Pause

Nach vier Jahren pandemiebedingter Pause hat die Lokale Gesundheitskonferenz wieder ihre Arbeit aufgenommen und im Bürgerhaus in Gießen-Wieseck Themenschwerpunkte für die Zukunft festgelegt, berichtet die Pressestelle des Landkreises. Ins Leben gerufen wurde die Lokale Gesundheitskonferenz auf Initiative des Landkreises vor elf Jahren. Sie ist Austauschplattform und Bindeglied für Haus- und Facharztpraxen, Krankenhäuser, den Rettungsdienst, Apotheken, die Kassenärztliche Vereinigung, stationäre und ambulante Pflege sowie weitere Akteuren aus der ambulanten Versorgung und dem Ehrenamt sowie den Landkreis mit dem Gesundheitsamt und als Träger von Rettungsdienst und Leitstelle. 

Schließung beim Bereitschaftsdienst Problem

„Die Auswirkungen der Krankenhausreform, aber auch die zunehmende Auslastung in der Notfallversorgung in den Krankenhäusern und zugleich die Schließung von Zentralen des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes sind eine große Herausforderung, die sich an vielen Stellen auswirkt“, sagte Gesundheitsdezernent Frank Ide, der qua Amt zugleich Vorsitzender der Lokalen Gesundheitskonferenz ist.

Die Notfallversorgung nahm viel Raum in der Diskussion ein – vor allem mit Blick auf Fälle, die gar nicht notfallmäßig versorgt werden müssten, aber erhebliche Kapazitäten binden. Immer wieder würden Menschen Notaufnahmen aufsuchen oder den Rettungsdienst beanspruchen, die eigentlich gar keine ernsthafte Erkrankung haben, so die Erfahrung vieler Akteure. Ein Vorschlag: Möglichkeiten für mehr Gesundheitsinformationen finden – am besten schon im Schulalter.

Rückgang an geeignetem Fachpersonal

Weitere Praxen verdeutlichten zudem ihr Interesse am Modellprojekt SaN (Sektorenübergreifende ambulante Notfallversorgung). Der Landkreis Gießen ist einer der Teilnehmer des gemeinsamen Projekts mit Kassenärztlicher Vereinigung und hessischem Sozialministerium. Dabei werden teilnehmende Arztpraxen über die Leitstellen in die Notfallversorgung einbezogen, damit weniger akute Fälle vom Rettungsdienst nicht in Kliniken gebracht werden müssen, sondern während der regulären Sprechzeiten und bei freien Kapazitäten in Praxen versorgt werden können.

In der Gesundheitskonferenz wurde auch deutlich, dass Fachkräftemangel kein Problem allein in Pflegeberufen ist. Auch viele Arztpraxen spüren deutlich einen Rückgang an geeignetem medizinischen Fachpersonal.

Ziel: Gesundheitsversorgung vor Ort verbessern

Die vom Bund geplante Krankenhausreform war auch bestimmendes Thema der Regionalen Gesundheitskonferenz des Versorgungsgebietes 3 – es umfasst die Landkreise Gießen, Marburg-Biedenkopf, Lahn-Dill und den Wetteraukreis.

Die regionale Gesundheitskonferenz ist im Hessischen Krankenhausgesetz verankert und soll die Begegnung und Vernetzung aller im Gesundheitswesen tätigen Akteure ermöglichen und als Bindeglied zwischen Land und Kommunen dienen. Aufgabe der regionalen Gesundheitskonferenz ist es, die regionalen Versorgungsstrukturen zu beobachten, Problemanalysen zu erstellen und Lösungsvorschläge zu entwickeln, um die Gesundheitsversorgung für die Menschen vor Ort zu verbessern. Auch dieses Gremium nahm parallel zur Lokalen Gesundheitskonferenz nach knapp vier Jahren Corona-Pause wieder die Arbeit auf und tagte in der Gießener Kongresshalle, um künftige Arbeitsschwerpunkte zu vereinbaren.

Titelbild: Gemeinsamer Neustart nach Corona: Die Lokale Gesundheitskonferenz unter dem Vorsitz von Kreis-Gesundheitsdezernent Frank Ide (vorn, 2.v.r.) hat erstmals nach vier Jahren wieder getagt und Themenschwerpunkte festgelegt. (Foto: Landkreis Gießen)

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