Echzeller Wald


Großer Wald macht Miese

Von Klaus Nissen

Die Gemeinde Echzell ist knapp bei Kasse – aber sie hat mit ihrem Wald einen Schatz. Seit 2019 reichen die Einnahmen aus dem Holzverkauf zwar nicht mehr aus, um den Pflege-Aufwand zu decken. Doch Revierförsterin Anna Lena Böhler und ihr Chef Marian Krüger haben Ideen, wie der Wald ökologisch und ökonomisch noch wertvoller werden kann.

Echzeller Wald ist ein Wirtschaftsbetrieb

Die Arbeiter des Staatlichen Forstamtes in Nidda kümmern sich schon lange um den 629 Hektar großen Gemeindewald auf dem Höhenzug östlich von Bisses, Echzell, Gettenau und Bingenheim. Dieser Forst wirkt längst nicht so gerupft wie der Taunuswald weiter im Westen. Trotzdem kann und muss er für die Sommerdürren und höheren Temperaturen der nächsten Jahrzehnte ertüchtigt werden.

Revierförsterin Anna Lena Böhler hat Pläne, wie sie den Gemeindewald klimawandel-tauglicher und auch lukrativer machen kann. Dazu gehört auch eine verstärkte Jagd auf die Liebhaber zarter Eichenknospen. Foto: Nissen

Wie das geht, erklärten Forstamtsleiter Marian Krüger und die Revierförsterin Anna Lena Böhler am 3. November 2025 den Gemeindevertretern. Die akzeptierten den Waldwirtschaftsplan für 2026 – auch wenn er der Gemeinde einen Verlust von voraussichtlich 96 000 Euro einbringt.

Dass der Wald Verlust macht, ist noch relativ neu. Zum ersten Mal fiel er 2019 an. 2024 kam mit 164 000 Euro das bisher höchste Defizit zustande. Doch vorher erlösten die Förster mit Holzverkauf und Jagdverpachtung stets fünf- bis sechsstellige Gewinne. Im Durchschnitt brachte der Wald seit 2006 jährlich die stattliche Rendite von sechs Prozent, rechnete Anna Lena Böhler den Gemeindevertretern vor.

Die „Hessische Waldbaufibel“ mit Leitlinien zur naturnahen Wirtschaftsweise soll den Verlusttrend der letzten Jahre wieder umkehren. Dazu gehöre ein „klimaangepasstes Waldmanagement“, dem Hessen-Forst die schöne Wort-Neuschöpfung „Klawam“ widmet.

Bäume werden früher gefällt

Eine Taktik ist dabei simpel: Um mehr Holz verkaufen zu können, sollen schon Buchen mit 50 Zentimetern Stammdurchmesser durch die Säge fallen können. Bisher waren 60 Zentimeter das Mindestmaß. So können die Waldarbeiter im neuen Jahr etwa 2300 Festmeter Buchenholz ernten, heißt es im neuen Waldwirtschaftsplan. Der Kiefern- und Fichteneinschlag bleibt bei nur etwa 200 Festmetern. Eichen will man schonen – deren Einschlag sinkt von etwa 350 auf weniger als hundert Festmeter.

Nur das Moos im Wald ist kein Wirtschaftsfaktor. Foto: Nissen

Bei den Buchen klappt die Naturverjüngung gut, berichtete Anna Lena Böhler. Doch die langsam wachsenden Jung-Eichen kommen nicht rechtzeitig ans Licht. Sie müssen wie die Douglasien, und andere Baumarten von Hand gepflanzt werden. Rund 5500 junge Bäume sollen nächstes Jahr in den otoWaldboden kommen. So wird laut Böhler auch eine hektargroße Lichtung bepflanzt, auf der zuletzt vertrocknete Fichten standen. Sie liegt westlich von Geiß-Nidda mitten im großen Wald.

Ziel: maximal 13 Rehe in hundert Hektar Wald

Wo man junge Bäume pflanzt, errichten die Waldarbeiter auch gleich Zäune. Denn die Triebe müssten vor den Rehen geschützt werden. Es gebe einfach zu viel Wild im Wald. „Wir müssen den Rehwild-Abschuss erhöhen“, sagte Anna Lena Böhler. Sinnvoll sei ein Bestand von 13 Rehen auf hundert Hektar Wald.

Was kann man noch tun? Vielleicht mehr Öko-Punkte verkaufen? fragte die Grünen-Gemeindevertreterin Christa Degkwitz. Also mit einem naturnaheren Wald die Landschaftszerstörungen im Ballungsraum ausgleichen und dafür Geld verlangen? Die Forstamtsleute sagten dazu nichts weiter.

Forstamtsleiter: Aufforstungen sind lukrativ

Auch eine verstärkte Abholzung sehen sie kritisch. Denn der Markt für Holz breche gerade zusammen, bemerkte Marian Krüger. Machbar und geradezu lukrativ wäre aber die Aufforstung von Flächen, die bisher kein Wald waren. Das werde gerade bei Büdingen praktiziert. Allerdings müssten die Echzeller vermeiden, dass hochwertiger Ackerboden bepflanzt wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert