DENKZETTEL FÜR Neonazis

Protest in Staufenberg war groß

von Jörg-Peter Schmidt

Rote Karte für Rechtsextreme! Nur etwa 30 von ihnen (etwa 70 waren erwartet worden) marschierten am Samstagabend, 15. November 2025 in Staufenberg (Mittelhessen) zum umstrittenen Immelmann-Denkmal. Zehn Mal größer war der Widerstand gegen den Fackelaufmarsch.

Protest gegen rechten Marsch

Etwa 300 Demonstrantinnen und Demonstranten protestierten gegen die völkische Wanderung zu dem beschrifteten Stein, dessen Errichtung in den 1960er-Jahren von der Gemeinschaft eines  Sturzkampfgeschwaders betrieben wurde. Gewidmet ist die Stele dem Jagdflieger Max Immelmann, der im Ersten Weltkrieg  Soldat war. Ihn verehrten die Nazis als Helden.

Kritiker forden Denkmal-Abriss

Kein Wunder, dass es immer mehr Kritiker gibt, die fordern, dass dieses rechtslastige Denkmal endlich verschwindet. Die Interessengemeinschaft „Gießen bleibt bunt“  schreibt auf  ihrer Homepage zu  diesem Monument in Staufenberg: „Wir fordern die Entfernung dieses Denkmals und ein neues Denkmal in Gedenken an die wahren Held*innen dieser Zeit, z. B an die Weiße Rose.“

Stadt forderte Verbot des Marsches

Am Samstagabend marschierten die Rechtsextremen auf Initiative der NPD-Nachfolgepartei „Die Heimat“ durch die Stadt in der Nähe von Gießen unter dem Motto: „Wir gedenken den gefallenen Soldaten und allen Opfern unseres Volkes – Für einen würdigen Erhalt des Immelmann Denkmals“. Polizistinnen und Polizisten waren zugegen, damit es  keine Zwischenfälle gibt.

Die Stadt Staufenberg unter Leitung von Bürgermeister Peter Gefeller (SPD) hatte vergeblich versucht, die rechte Kundgebung zu verhindern. Das Verwaltungsgericht Gießen erlaubte allerdings den Marsch, zu dem Thassilo Hantusch aufgerufen hat (früher bei der NPD.  Jetzt wird er in Verbindung mit  der  Partei „Die Heimat“  gebracht).

VG Gießen erlaubte Fackelwanderung

Auch das  Mitnehmen von Fackeln und bestimmten Fahnen duldete das Verwaltungsgericht,  obwohl die Stadt Staufenberg  dies verbieten lassen wollte. Die Stadt argumentierte, das Verbot von Fackelmärschen unter Verwendung von schwarz-weiß-roten Fahnen sei erforderlich, um eine Glorifizierung des Nationalsozialismus auf dem Gedenkmarsch zu verhindern (eine solche Fahne erinnert an die Reichskriegsflagge. Sie symbolisierte die Ablehnung Weimarer Republik,).  Zur Wahrung des öffentlichen Friedens sei es zudem geboten, Musikbeiträge zu untersagen, die rechtsextremes Gedankengut beinhalten, so der Wille der Stadt.

Was die Musik betrifft, gab das VG der Stadt recht: Zum Beginn des Marsches hätte man der Versammlungsbehörde zur Genehmigung eine vollständige Liste der Musiktitel vorlegen müssen, so das VG. Allerdings ist man bei dem Gericht der Meinung, dass die Nutzung von Fackeln nicht ausschließlich das Merkmal einer nationalsozialistischen Propaganda ist.

Warum das Denkmal noch steht

Viele Menschen fragen sich nach dem Geschehen vom Samstag: Warum befindet sich dieser verwitterte Stein überhaupt  noch in Staufenberg? Wenn man in Archiven – beispielsweise der „Gießener Allgemeinen“ ­ – stöbert, findet man hierzu Erläuterungen. Beispielsweise in den 1990er-Jahren sprach man im  Staufenberger  Parlament über die Frage, ob das Denkmal verschwinden sollte. Man entschied sich mehrheitlich dagegen. Selbstverständlich nicht, weil die Stadtverordneten dieses Denkmal  begrüßen.  Sondern, weil die Stele als Zeugnis der Historie bestehen bleiben solle, um eine aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten und Folgen des verbrecherischen Nazi-Regimes und seiner falsch verstandenen Heldenverehrung zu ermöglichen.  

Meine Meinung zum Immelmann-Denkmal

von Jörg-Peter Schmidt

Die öffentliche Diskussion um die Frage, ob das Immelmann-Denkmal bei der Oberburg in Staufenberg entfernt werden soll, wird nach dem Geschehen vom Samstagabend in Staufenberg wieder heftig aufflammen. Wäre diese Stele, die immer wieder Anziehungspunkt von Neonazis ist, nicht mehr vorhanden, wäre jetzt großer Ärger verhindert worden. So wäre beispielsweise die Präsenz von Polizistinnen und Polizisten, um Auseinandersetzungen  zu verhindern, nicht notwendig geworden.  Es  hätte keinen Aufmarsch unter Leitung einer Nachfolgeorganisation der NPD gegeben. Zum Glück haben die Stadt Staufenberg und die rund 300 Gegendemonstrantinnen und –Demonstranten bewiesen, dass der Widerstand gegen solche rechtsextremen Marschierer immens ist.

Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts (VG), den Marsch von „Die Heimat“ zu erlauben, hat Rechtsextremen Mut gemacht. Obwohl es nicht die Absicht  des Gerichts war, Rechtsextreme zu fördern. Da kann sich sicher sein. Aber hatte das VG wirklich keine Möglichkeit, den Aufmarsch zu verbieten?

Immer mehr Menschen fordern eine Lösung in Staufenberg, damit eine Distanz zu diesem berüchtigten Denkmal deutlicher wird.  Die Forderungen nach dem Entfernen  der Stele werden, wie erwähnt, immer lauter. Ist dies aber rechtlich möglich? Eine Lösung wäre vielleicht, das Denkmal vom Standort bei der  Oberburg zu versetzen und zu Dokumentationszwecken in einen geschlossenen Raum zu bringen (etwa in ein Museum).  Oder könnte man eine Beschilderung beim Denkmal bei der Oberburg anbringen, die Distanz zur Immelmann-Glorifizierung unterstreicht?  Klar ist: Irgendeine Lösung muss her, damit der nächste Aufmarsch von Rechtsextremen in Staufenberg verhindert werden kann, wie die Stadt Staufenberg es  ja versucht hat.

Titelbild: Auch „Gießen bleibt bunt“ hatte zum Widerstand gegen die Rechtsextremen mit einem Plakat  (hier ein Teilausschnitt) aufgerufen.

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