Corona-Blues

Am Häusle baue

Von Bruno Rieb

Was tun, wenn einen die Corona-Pandemie dazu verdammt, zu Hause zu bleiben? Am Haus herumbauen! Das machen gefühlt alle. Die Baumärkte sind so voll wie sonst Mallorca.

Langweilig wird einem beim Herumbauen am Häusle nicht. Man ist plötzlich von Baufachleuten umgeben, die alles wissen und das vor allem besser. Das fängt beim Gerüst an. „Das musst du der Versicherung melden.“ „Nein! Nein! Das ist bei uns nicht nötig“, ergibt der gehorsame Anruf beim Versicherer.

Guter Rat im Überfluss …

Beim Bauschuttcontainer wäre dagegen guter Rat willkommen gewesen. Der sollte in den Hof, um mit dem schweren Schutt kurze Wege zu haben. Der Container hätte auch durchs Tor in den Hof gepasst – wäre da nicht inzwischen das Gerüst gewesen. So landete der Container auf der Straße. „Das musst du der Stadt melden.“ Anruf bei der Stadt: „Der Antrag muss mindestens zwei Wochen vorher eingereicht werden.“

Der unbeantragt auf der Straße stehende Container war vier Tage später gefüllt und wieder weg. Das Gerüst steht seit Wochen. Unterm Putz kamen verfaulte Balken zutage, die ersetzt werden mussten. Genauso die Fenster, an denen Wasser ins Gebälk gelaufen war. Gar nicht so einfach, passende Fenster zu bekommen, wenn alle Welt die Fenster in Baumärkten wegkauft.

.. und Mangel an Baustoff

Die Fenster waren endlich gefunden, die Fensterbänke aus Baubohlen zurechtgeschnitten, die Fenster eingesetzt – und sämtliche Bauexperten in der Nachbarschaft hatten reichlich Gesprächsstoff. Sitzen die Fensterbänke richtig, die Fenster zu weit außen …

Hauptsache, sie sitzen. Nun sollen noch die bislang an der Fassade baumelnden Kabel der Satellitenschüssel ordentlich in Kabelkanäle. Leider ist zur Corona-Pandemie eine lokale Glasfaser-Epidemie gekommen: Alle Kabelkanäle ausverkauft. Es lebe das Internet: über einen Onlinehändler konnten die passenden Kabelschächte geordert werden.

Nun fehlt dem Haus nur noch der finale Anstrich. Dazu muss es aber einen Tag geben, an dem es nicht regnet.

2 Gedanken zu „Corona-Blues“

  1. Womit anstreichen, das ist hier die Frage. Umweltfreundlich muss der Stoff sein. Ich stelle eine Ferndiagnose: Kalk, evtl. über einen Lehmanstrich, das wär es. Und darüber ein Holzspalier, an dem Grünzeug die Wand hochranken kann. Wo kaum Autos fahren, würde ich Spalierobst nehmen. Eine Kletterrose dazwischen, denn der Mensch lebt nicht von Obst allein, sondern von ästhetischen Genüssen. Merke: Grüne Städte sind im Kommen, die Pflanzen schlucken Staub, auch Lärm, sie geben ein angenehmes Klima und locken Tierchen an, nicht nur Vögel. So kann man die Artenvielfalt unterstützen und spart ein Haustier.

  2. Moin,

    Ursula von der Lahn hat recht: ökologisch sanieren ist das Gebot der Stunde, auch wenn es aufwändiger und teurer als konventionell erscheint. Über die Jahre wird sich der Einsatz lohnen. Weiß ich aus guter und schlechter Erfahrung.

    Und aus guter und schlechter und wahrhaftiger Erfahrung weiß ich auch, dass Journalisten, die ein Leben nur mit dem Kopf gearbeitet haben, sich als rüstige Rentner in überraschend talentierte Bauhandwerker verwandeln.

    Weiter so, auch mit Berichten,
    erbittet höflichst Peter Gwiasda

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