Salinenturm wird wieder Windmühle
Die Windmühle als wesentlicher Bestandteil der alten Saline Nauheim soll wieder funktionsfähig aufgebaut werden und dabei die besondere technische Ausstattung zur Salzgewinnung in Bad Nauheim sichtbar machen Das ist das Ziel des Vereins Wind- und Wasserkunst Bad Nauheim, der sich im Jahr 2013 gegründet hat. Die rechtlichen Voraussetzungen für die Rekonstruktion dieses technisch herausragenden Denkmals hat Landrat Jan Weckler mit der Übergabe der Baugenehmigung geschaffen. In zwei Jahren sollen sich die Windmühlenflügel wieder drehen.Neue Sehenswürdigkeit für Bad Nauheim
Der Windmühlenturm an den Gradierbauten der „Langen Wand“ an der Schwalheimer Straße in Bad Nauheim gehört zu den markantesten Wahrzeichen der Stadt. Er wurde zwischen 1742 und 1745 aus dem Taunusquarzit der Steinbrüche am Johannisberg erbaut und hatte ursprünglich eine Höhe von 20,6 Metern. Die drehbare Dachkuppel war mit Holzschindeln gedeckt, und die Windmühlenflügel hatten eine Bespannung aus Segeltuch.
In Nauheim war damals unter der Leitung des Kammerrats Jacob Sigismund Waitz von Eschen eine der größten Salinen Europas entstanden. Um die Sole auf die bis zu 3700 Meter langen Gradierbauten zu pumpen, standen zehn Triebwerke zur Verfügung: sieben Wasserräder, ein Tretrad für Pferde, die sogenannte Rosskunst, sowie zwei mächtige Windmühlentürme: einen zwischen den Gradierbauten IV im V an der Schwalheimer Straße, der andere am Ende des Großen Teichs zwischen Kurpark und Sprudelhof. . Nahezu 80 Jahre lang, von 1745 bis 1824, drehten sich die Windmühlenflügel an den heute noch aufragenden Türmen und übertrugen ihre Energie auf die Solepumpen. Mit einer Spannweite von 22 Metern trotzten sie Wind und Wetter.
Im Herbst 1824 hielten sie der Wucht eines Orkans nicht mehr stand. Die Flügel an beiden Türmen zerbarsten, die Turmkappen wurden abgedeckt. Wegen zu hoher Kosten lehnte der damalige Salineninspektor Wilhelmi eine Reparatur ab. 1826 wurden die Flügel abmontiert und die anfallenden Materialien zum Bau des neuen Schwalheimer Kunstgestänges verwendet. Die Kuppel des Windmühlenturmes an der „Langen Wand“ ersetzte man durch einen 6,30 Meter hohen Fachwerkbau mit Schieferdach. Heute hat der Turm eine Höhe von 26,6 Metern. Der Waitzsche Turm hinter dem Thermalbad erhielt ein Kupferdach. Der Erbauer der Türme, Jacob Sigismund Waitz von Eschen, war vor seinem Tod Minister unter Friedrich dem Großen. Er starb 1776 in Berlin.
Möglichst bald soll zumindest an den Gradierbauten die Mühle wieder arbeiten. Der Vereins-Sprecher Christian Purschke: „Der Aufbaubeginn ist sehr zügig geplant, da wir planen, die Konstruktion bis Ende 2022 beendet zu haben“. Die vier Flügel werden jeweils zehn Meter lang sein und die Anlage zu einer noch größeren Sehenswürdigkeit als bisher machen, meint Dr. Thomas Schwab vom Verein Wind-Wasserkunst Bad Nauheim. Zahlreiche Reste der Originaltechnik blieben auch nach der Stilllegung des Windkraftbetriebes erhalten, so Schwab. Dazu gehört der freigelegte Drehkranz, auf dem die Mühlenkappe mit den Flügeln gegen den Wind gedreht wird. Laut Bürgermeister Klaus Kreß wäre der Mühlenturm wäre eine hervorragende Kulisse für Open-Air-Veranstaltungen.
Die Kosten schätzt der Verein auf bis zu 600 000 Euro. Etwa die Hälfte dieser Summe habe man inzwischen aus Spenden und Fördermitteln beisammen. Den noch nicht terminierten Bau werde man mit der Denkmalschutzbehörde des Kreises abstimmen.
Mehr Informationen über das Projekt stehen auf der Webseite http://www.wind-wasserkunst-badnauheim.de