Demenz durch Schnaps
von Michael Schlag
Schon geringe Mengen Alkohol erhöhen das Demenzrisiko. Zu diesem Ergebnis kommen zwei große Studien mit einer halben Million Teilnehmern in USA und Großbritannien. Die Auswertung wurde jetzt im Fachmagazin BMJ Evidence Based Medicine veröffentlicht. Das Deutsche Ärzteblatt berichtet darüber.Breit angelegte Studien
Das Team um Anya Topiwala vom Big Data Institute an der Universität Oxford hatte Daten des „US Million Veteran Programme“ und der „UK Biobank“ ausgewertet. In den beiden Studien wurden insgesamt 560.000 Teilnehmer im Alter von 56 bis 72 Jahren nach ihrem Alkoholkonsum befragt. Jahre später wurde dann nachgeforscht, wie viele Studien-Teilnehmer an Demenz erkrankt waren. Diese „mittlere Nachbeobachtungszeit“ betrug bei der US-Studie vier Jahre, bei der britischen Studie zwölf Jahre. Insgesamt waren nach vier bzw. zwölf Jahren 14.500 Studienteilnehmer an einer Demenz erkrankt, 48.000 waren gestorben.
Neun Prozent weniger Demenz
Es wurden dann die Trinkgewohnheiten der Teilnehmer mit dem späteren Auftreten von Demenz verglichen. Das Ergebnis der britischen Studie: Wer keinen Alkohol oder weniger als sieben alkoholische Getränke in der Woche konsumierte, hatte ein um 9 % niedrigeres Demenzrisiko, verglichen mit Menschen, die 7- bis 14-mal Alkohol in der Woche tranken. Die US-Studie zeigte ein um 6 % niedrigeres Demenzrisiko bei den Nicht- oder Wenigtrinkern. Bei höherem Alkoholkonsum stieg die sogenannte „Hazard Ratio“ noch einmal deutlich an; besonders hoch war sie in der Gruppe der Probanden, die mehr als 40 alkoholische Getränke pro Woche konsumierten.
Rolle der Genetik
Beim Alkoholkonsum spielt allerdings auch die Genetik der Menschen eine Rolle. Die Teilnehmer hatten zu Beginn der beiden Studien Blutproben abgegeben. Die Untersuchung der Genetik der Teilnehmer anhand der sogenannten Single Nucleotide Polymorphisms (SNP) gab nun Hinweise, dass sowohl der wöchentliche Alkoholkonsum als auch riskantes Trinkverhalten und Alkoholabhängigkeit mit der genetischen Ausstattung zusammenhängen. Aus dem Erbgut der Probanden ließ sich dann ein genetischer Risikoscore für erhöhtes Demenzrisiko ermitteln. Demnach ist das Demenzrisiko vor allem genetisch vorgegeben.
Frühere Studien bestätigt
David Spiegelhalter, Emeritus der University of Cambridge, meinte gegenüber dem britischen Science Media Center allerdings, die genetische Assoziation betreffe allein den vorhergesagten Alkoholkonsum, der tatsächliche Alkoholkonsum sei gar nicht Teil dieser Analyse. Auch Tara Spires-Jones von der Universität Edinburgh sieht mit den jetzt vorgelegten Ergebnissen andere Studien bestätigt, die eine klare Verbindung zwischen dem Alkoholkonsum und einem erhöhten Demenzrisiko aufgezeigt hätten.