Wasserschützer gegen neue Fernleitung
Durch den Bau einer 13 Kilometer langen Verbindungsleitung vom Gießener Stadtwald nach Lich wollen die Ovag und der Zweckverband Mittelhessische Wasserwerke (ZMW) den Durst Frankfurts stillen. Durch die neue Leitung sollen zwei bis fünf Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr fließen. Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) und die Aktionsgemeinschaft Rettet den Burgenwald warnen: Die neue Leitung könnte zum Millionengrab werden.
Der Durst der Main-Metropole
Der Wasserbedarf Frankfurts wird zum Teil von der Ovag mit Wasser aus dem Vogelsberg gedeckt. Der ungeheure Durst der Main-Metropole hatte in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten geführt. Nachdem erste Schäden aufgetreten waren, wehrten sich die Vogelsberg-Kommunen Anfang der 1990er Jahre vehement gegen den Raubbau an ihrem Grundwasser und gründeten die Schutzgemeinschaft Vogelsberg. Die Ovag lenkte ein und reduzierte die Wasserentnahme. Frankfurt erschloss sich andere Quellen und wurde auch sparsamer.
Nun befürchtet der Frankfurter Versorger Hessenwasser erneut Engpässe und setzt auf die neue Fernwasserleitung. „Damit könnte zukünftig ein Teil der benötigten Trinkwassermenge aus dem Vogelsberg durch Bezug aus dem mittelhessischen Raum ersetzt werden“, schrieb der Fachbereichsleiter Nahversorgung von Hessenwasser bereits in der Ausgabe 1/2012 des Hessenwasser-Magazins „Inside – Out“. Im Juni 2013 unterzeichneten die Vorstände von Ovag und ZMV einen Vertrag bis 2044 und gründeten für den Leitungsbau die GbR ZMV/Ovag.
Nur kurzfristiger Bedarf
In einem Offenen Brief an die Verbandsmitglieder des Zweckverbandes Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV), dem Eigentümergremium der Ovag, appellieren SGV und Aktionsgemeinschaft, den Bau der neuen Leitung „ bis zur Klärung der offenen Fragen“ auszusetzen. Es hänge „von weiteren Untersuchungen zum Fernwasserbedarf“ ab, ob die neue Leitung überhaupt nötig ist, meinen SGV und Aktionsgemeinschaft. Lediglich kurzzeitige Verbrauchsspitzen oder vorübergehende technische Pannen im Verbandsnetz könnten zu Problemen führen. Eine Dauerlieferung von Wasser aus Mittelhessen sie ungeeignet, diesen kurzfristigen Bedarf abzudecken. „Sie würde in Rhein-Main zu einem unzulässigen Dargebots-Überschuss führen und damit auch das umweltschonende Kriterium ‚Sparsame Verwendung‘ unterlaufen“, so SGV und Aktionsgemeinschaft.
„ZMV fördert nicht umweltschonend“
Auch das ökologische Risiko beim ZMV spreche gegen den Leitungsausbau, meinen die Wasserschützer. Die Wohratalaue werde gefährdet, wenn dort zwei Millionen Kubikmeter zusätzlich im jahr gefördert würden. In Stadtallendorf werde das Grundwasser nicht umweltschonend gewonnen. Die Schadstoffbelastung im Einzugsbereich dieses Wasserwerks sei ein „nicht zu unterschätzendes Qualitätsrisiko“. „Vor Ablauf der nächsten drei bis fünf Jahre ist der fachlich belastbare Nachweis der Umweltschonung, zu dem sich die Ovag per Eigenerklärung verpflichtet hat, aus dem ZMV-Gewinnungsgebiet nicht zu erwarten“, mahnen die Wasserschützer.
Der komplette Offene Brief von SGV und Aktionsgemeinschaft ist hier als PDF-Datei: Offener Brief