Ohne den nötigen Fortschritt
von Dietrich-Jörn Weder
Der Weltklimaschutz ist auf seiner dreißigsten Vertragskonferenz, abgehalten im brasilianischen Belém, nicht vorangekommen. Den von vielen angestrebten Fahrplan zum Ausstieg aus den fossilen Energien haben die an Kohle, Öl und Gas reichen Staaten wieder einmal verhindert. Für die nächste Konferenz bleibt die Hoffnung auf ein besseres politisches Klima, das progressive Beschlüsse möglich macht. Dass die USA als zweitgewichtigster Emittent von einem Leugner des Klimawandels regiert wird, bremst bis auf Weiteres jeden größeren Fortschritt.Mit Sonne und Wind Importe ersparen!
Und so steuert die Welt wahrscheinlich Anfang der 2030iger Jahre auf ein Temperaturplus von anderthalb Grad Celsius zu, auf die die Pariser Klimakonferenz vor zehn Jahren die nachindustrielle Erderwärmung unbedingt begrenzen wollte. Für die an eigenen Vorkommen arme EU lohnt es sich umso mehr, fossile so schnell wie möglich durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Die 380 Milliarden Euro, die die EU-Länder jedes Jahr für ÖL. Gas und Kohle ausgeben, nennt Niklas Höhne vom New Climate Institute fruchtlos verbranntes Geld.
Fonds für den Regenwald
Ganz unfruchtbar war das große Klima-Palaver in Belém aber nicht. Es wurde ein neuer Fonds für den Erhalt tropischer Regenwälder etabliert, der schon einmal mit sechs Milliarden Dollar bestückt wurde. Das ist weit entfernt von jenem Riesenfonds, mit dem der brasilianische Präsident Lula den dauerhaften Fortbestand des Amazonas-Regenwalds finanzieren wollte. Das Verhindern weiterer Rodungen sollte aber in erster Linie vom Eigeninteresse Brasiliens bestimmt sein. Der Amazonaswald spendet neben vielem anderen Nutzen den Regen für die großen Ackerbauregionen im Süden.
Mit Hoffnung von Belém nach Antalya
Das dieses Mal nur schwach flatternde Fähnchen der Hoffnung wird von Belém zum türkischen Antalya, dem nächsten Konferenzort, weitergetragen. Sich immer ein Quäntchen Optimismus zu bewahren, ist, dem Königsberger Philosophen Immanuel Kant folgend, die sittliche Pflicht jedes Menschen. Doch allzu langes Warten auf Erfolg nagt an jeder noch so fröhlichen Hoffnung.
Dr. rer. pol. Dietrich Jörn Weder war Jahrzehnte lang leitender Umweltredakteur und Fernsehkommentator des Hessischen Rundfunks. Seit seiner Pensionierung arbeitet er als freier Autor für Print- und Audiomedien. Er betreibt den Blog Wachposten Frankfurt, auf dem er Kommentare zu aktuellen Themen veröffentlicht. Wachposten
Titelbild: Abgase eines Autos.
