Viele Probleme für den Neuen
Von Klaus Nissen
Schon beim ersten öffentlichen Auftritt musste sich der neue Echzeller Bürgermeister mit fünf- bis sechsstelligen Defiziten beschäftigen. Anfang November 2025 skizzierte Raik Noll dem Parlament einen unerfreulichen Haushaltsplan für 2026.
Echzell braucht mehr Geld
Die Feierlichkeiten sind vorbei. Anfang Juli 2025 erntete der Christdemokrat Raik Noll noch Glückwünsche, als er die Ernennungsurkunde zum Bürgermeister von Echzell erhielt. Zuvor war der Altenstädter Einkaufs- und Serviceleiter bei der Haustechnik-Firma Seeger.

AmWochenende vor Dienstantritt konnte Noll noch seinen 50. Geburtstag feiern. Am Montag, bei der seiner ersten Parlamentssitzung, bekam Raik Noll dann nur noch von seinem aus Altenstadt angereisten Freund Günter Wicke einen Blumenstrauß. Der 85-Jährige hat jahrzehntelang im Altenstadter Rathaus gearbeitet. Er wisse, sagte der alte Herr zum Reporter, wie anstrengend der Job eines Bürgermeisters sei.
Fast vier Millionen Neuschulden geplang
Das scheint auch Noll zu ahnen. Einen Ziele-Katalog legte er in seiner ersten Rede als Bürgermeister gar nicht erst vor. Im Wahlkampf hatte er noch den Neubau von Feuerwehr-Gerätehäusern als oberste Priorität genannt. Nun sagte er: „Die Rücklagen sind aufgebraucht und größere Einnahmen nicht in Sicht. Wir stehen vor großen Herausforderungen.“
Bis zur nächsten Sitzung am 17. Dezember 2025 müssen sich die 31 Gemeindevertreter nun überlegen, wie sie das Defizit der Gemeinde im nächsten Jahr verringern können. Der noch von Nolls Vorgänger Wilfried Mogk verfasste Haushaltsplan verzeichnet Einnahmen von 16,8 Millionen und Ausgaben von 17,5 Millionen. Es fehlen also 676 935 Euro, um den Saldo auszugleichen. Um Investitionen zu tätigen, bleibt kaum eigenes Geld. Dafür will der Gemeindevorstand bis zu 3,95 Millionen Euro an Krediten aufnehmen.

Welche Investitionen überhaupt möglich sind, war vorerst nicht zu erfahren. Vertreter von SPD und CDU sagten lediglich, sie hofften auf Geld aus dem „Investitions-Booster“ des Bundes für die Sanierung der Leichtathletik-Anlage an der Horlofftalhalle und für die Flutlicht-Lampen am Bingenheimer Sportplatz. Raik Noll zeigte schon mal Zuversicht: „Echzell hat eine kommunale Familie, die zusammenhält. Lassen Sie uns anpacken!“
Entscheidungen zur Zukunft Echzells stehen an
Dazu gehört auch eine Debatte über die Entwicklungsziele der 5500 Menschen zählenden Gemeinde. Bis Jahresende will der Bürgermeister mit den ehrenamtlichen Politikern von SPD, CDU und Grünen über den Regionalen Flächennutzungsplan für das nächste Jahrzehnt reden. Der Regionalverband hat den Echzellern in seinem Entwurf weniger Neubau-Flächen zugestanden als beantragt.
Kurz darauf musste Raik Noll eine weitere schlechte Nachricht transportieren: Die schon zugesagten 266 000 Euro aus dem Förderprogramm „Natürlicher Klimaschutz in den Kommunen“ wird Echzell nicht bekommen. Denn weil der Zukunftspark im Rahmen der Landesgartenschau auf Wunsch der Gemeinde nicht gebaut wird, falle auch der Zuschuss für Einzelbaum-Pflanzungen und deren Pflege aus. Die Verwaltung habe andere Flächen für diese Pflanzungen geprüft. Aber entweder störten dort Leitungen im Boden, oder der Status der Flächen lasse eine Anpflanzung nicht zu. Und im Bereich der Horloff „besteht eine Biber-Problematik“, so der neue Bürgermeister.
Glasfasern werden jetzt verlegt
Es gibt auch gute Neuigkeiten: An der Hauptstraße begann die Verlegung von Glasfaserkabeln, berichtete Noll. Zwei Ladesäulen für Elektroautos bekomme die Gemeinde: eine an der Hauptstraße in Höhe der Fahrschule Hofmann und eine an der Schloss-Straße in Bingenheim. Die Sanierung des Promenadenwegs in Gettenau ist so weit gediehen, dass noch in diesem Jahr die Bauarbeiten ausgeschrieben werden können. Und für die Tiefbau-Arbeiten an der zu sanierenden Lindenstraße sind die Aufträge bereits vergeben.