Burgfestspiele

Neue Theaterwerkstätten in Bad Vilbel

Von Detlef Sundermann

Spätestens in der Spielzeit 2027 sollen die Kulissenbauer für die Bad Vilbeler Burgfestspiele nicht mehr in beengten Räumlichkeiten werkeln müssen. Oder wie Kulturamtsleiter und Festspielintendant Claus-Günther Kunzmann während der ersten öffentlichen Besichtigung auf der Baustelle vor Publikum zum Besten gibt: „Beim Hobeln von fünf Meter langen Latten muss bisher ein Fenster geöffnet werden.“

Beschwerlicher Kulissenbau

Sie fast vier Jahrzehnten arbeiten Schreiner, Schlosser, Elektriker und Maler in der historischen Zehntscheune gegenüber der Baustelle. Insgesamt sind es rund 25 saisonal angestellte Werkstattbeschäftigte. Der Weg zur Bühne ist von dort zwar kurz, der Kulissenbau jedoch beschwerlich. Kaum besser die Situation für die Darsteller der durchschnittlich zehn Eigenproduktionen im Burghof und im Burgkeller. Die Probebühnen sind allesamt Provisorien, darunter eine ehemalige Reithalle, noch mit dem originalen Sandboden.

Noch stützungsbedürftig: Einer der drei Räume für die Probebühne. (Fotos: Detlef Sundermann)

Zurzeit entsteht daher im Stadtteil Dortelweil am Hannelore-Elsner-Weg in Nachbarschaft der Stadtwerke Bad Vilbel ein Doppelgebäude: eines für die Theaterwerkstätten, das andere bietet Platz für drei Probenstätten. Dazwischen ein überdachter Werkhof, der akustischen Abstand herstellt sowie als Baumateriallager und Winterlager fungiert.

Noch dachlos: Der Werkhof zwischen den Bauten für Werkstätten und Probebühnen erhält demnächst sein Dach. Auch aus Beton!

Der Spatenstich für das Bauvorhaben war im März. Insgesamt hat es eine Größe von 35 Metern in der Breite, 80 Metern in der Länge und zehn Metern in der Höhe. „Die Burgfestspiele haben einst mit gut 7000 Besucher in der Saison angefangen, in diesem Jahr hatten wir 114 400 Besucher. Zeit, dass in der kommenden Saison, der 40., auch die Theaterwerkstatt professionalisiert wird“, erklärt Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU). Dafür hat die Stadt im Investitionshaushalt ein Budget in Höhe von zehn Millionen Euro geschaffen. Zuschüsse von Bund, Land oder sonst woher gibt es laut Wysocki nicht. „Es ist die größte Kulturinvestition für die Burgfestspiele“, betont der Bürgermeister. Eine Verteuerung des Eintritts werde es deswegen nicht geben, sagt Wysocki. Man werde jedoch die Praxis einer jährlichen Preisanpassung entsprechend den betrieblichen Ausgaben beibehalten – wie in den Jahren zuvor. Defizitfrei sind die Festspiele ohnehin nicht. In der Saison 2024 musste die Stadt rund 800 000 Euro zuschießen.

Reinhard Paulun von crep D Architekten erläutert Konstruktion und Bautechnik
.

Der Gebäudekomplex entsteht auf einer Ackerfläche am östlichen Ortsrand von Dortelweil. „Noch ist es Randlage, in den nächsten Jahren wird es mitten in einem neuen Gewerbegebiet liegen“, so Wysocki. 2018 gab der Ortsbeirat Dortelweil mehrheitlich grünes Licht für den Aufstellungsbeschluss für das Werkstätten- und Probengebäude. „Die Energie- und Wärmeversorgung soll eigentlich autark erfolgen, viel werde nicht benötigt“, sagt der Architekt Reinhard Paulun. Das einschränkende „eigentlich“ erklärt er damit, dass die Photovoltaikanlage keinen Battereispeicher versorgt, um wirklich unabhängig vom Netz zu sein.

Bunkerähnliche Vollbetonbauten

Eine bauliche Verzögerung habe sich mit dem kriegerischen Angriff Russlands auf die Ukraine ergeben. Die Preise etwa für Baumaterial und vor allem für Holz seien drastisch gestiegen, damit sein aus wirtschaftlichen Gründen die Überlegung, die Halle weitgehend aus Holz zu bauen, verworfen worden. Die Zeit des Umplanens sei aber auch für eine ökologischere Optimierung genutzt worden. Statt einer Gasheizung wird eine Luft-Wärme-Pumpe installiert, zur Regenwasserentsorgung wird die große Dachfläche mit einer Zisterne mit Erdschicht versehen, die als Retentionsfläche dienen soll. Für Starkregen gibt es einen Überlauf in Versickerungsmulden auf dem Boden. Alles andere als Öko sind hingegen die Baukörper, die wegen der Kosten samt der großen Dachfläche über dem Werkhof nun in bunkerähnlicher Vollbetonbauweise erstellt werden – in einer der klimaschädlichsten Bauweisen.

Claus-Günther Kunzmann, Kulturamtsleiter und Intendant der Burgfestspiele, erläutert vor Besuchern im Werkstätten-Rohbau die Nutzung der beiden Bauten.

Das bisherige Handwerkerquartier wird jedoch nach dem Umzug nicht aufgegeben – zumindest nicht ganz. Burgfestspiele-Chef Claus-Günther Kunzmann berichtet, dass ob der Nähe zur Spielstätte weiterhin Bühnenbilder zwischen den Aufführungen in der Zehntscheune gelagert würden, um die Zahl der Fahrten gering zu halten. Auch die Wäscherei für die Kostüme oder das Schneideratelier bleibe. Für den frei werden Teil sei eine Mitbenutzung der Außengastronomie und ein Empfangsraum denkbar. Was aus der einst von der Stadt erworbenen Reithalle wird, ist derzeit offen. Ross und Reiter werden dort jedoch nicht mehr Trab, Galopp oder Traversieren üben. Möglicherweise entsteht dort Bauland. Umzug für die Werkstätten soll Ende 2026 sein, heißt es. Schon jetzt werde aber sukzessiv mit dem Ausmisten begonnen.

Titelbild: Der Neubau der Theaterwerkstätten und Probebühnen für die Bad Vilbeler Burgfestspiele.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert