Partnerschaft mit Mubende wird ausgebaut
von Jörg-Peter Schmidt
Die internationale Verbindung des Landkreises Gießen mit dem etwa 135.000 Einwohner umfassenden Mubende in Uganda (rund 150 Kilometer von Kampala entfernt) ist noch weiter ausgebaut worden. In einer Pressekonferenz informierte die Kreisverwaltung über die Entwicklung der Klima- und Nachhaltigkeits-Partnerschaft.Conorona-Hilfe geleistet
In der Gießener Kreisverwaltung zogen Landrätin Anita Schneider, Hauptamtlicher Kreisbeigeordneter Christian Zuckermann und Dr. Manfred Felske-Zech (Leiter der Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Tourismus und Klimaschutz beim Kreis) eine positive Bilanz der kommunalen Zusammenarbeit, die von gegenseitigen Besuchen von Delegationen freundschaftlich geprägt ist. Beispielsweise waren Mubendes Bürgermeister Innocent Bakulungelo Ssekiziyivu sowie seine Stellvertreterin Sylivia Mukasa im Herbst 2022 zu Gast im Landkreis Gießen, welcher die afrikanische Stadt im Kampf gegen Corona unterstützt hatte: Der Landkreis Gießen hatte damals hierfür bei dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Fördergelder in Höhe von 41.000 Euro eingeworben, die wiederum durch Beratung bei der afrikanischen Kommune umgesetzt wurden.
Begegnung in freundschaftlicher Atmosphäre
In der jetzigen Pressekonferenz stand ein Besuch einer Delegation des Landkreises Gießen in Mubende, der im Sommer 2022 auch Anita Schneider, Christian Zuckermann und Manfred Felske-Zech angehörten, im Mittelpunkt. Sie erläuterten die Ergebnisse dieser internationalen Begegnung, die zudem in einer Zusammenfassung für die Presse schriftlich dokumentiert sind. Auch sind die interessanten Eindrücke in einem kleinen Film festgehalten worden, der zu Beginn des Gesprächs gezeigt wurde.
In dieser Film- und Foto-Dokumentation konnte man sehen, mit welcher Freude und Freundlichkeit die Stadtverwaltung, verschiedene andere Einrichtungen wie Schulen sowie die Bevölkerung ihre Gäste aus Deutschland empfingen. In einer weiterführenden Schule führten Schülerinnen und Schüler ein Theaterstück zum Thema Klimaschutz auf, was auch die Gäste aus Hessen beeindruckte. Die Verständigung bei dem Informationsaustausch erfolgte weitgehend in englischer Sprache.
Problem der unzureichenden Beleuchtung
Neben den positiven Entwicklungen wurden bei den Erörterungen – unter anderem mit dem Bürgermeister sowie der Stellvertreterin – auch verschiedene Probleme in Mubende mit seinen insgesamt 75 Ortsteilen besprochen. Dazu gehört die Tatsache, dass Schulklassen mit über 80 Kindern vorhanden sind. Zudem gibt es zeitweise täglich unzureichende Beleuchtung, was auch das Lernen für die Jugendlichen erschwert. Hier setzt der Landkreis Gießen an:
Beim Bundesministerium für Entwicklungshilfe und wirtschaftliche Zusammenarbeit wurden folgende Fördermittelanträge beantragt, um Verbesserungen zu erreichen: Mit dem einen Budget werden solarbetriebene Straßenleuchten installiert, die in unbeleuchteten Hotsports für Helligkeit sorgen und die Kriminalität (zumeist Raub, sexuelle Belästigung und Vergewaltigung) vermindern sollen. Aus dem zweiten Budget heraus werden 300 Haushalte mit einer solaren Beleuchtung ausgestattet. Diese besteht aus einem Fotovoltaik-Panel, einem Batteriesatz und drei LED-Leuchten. Hiermit soll vor allem Schulkindern die Möglichkeit geboten werden, am Abend Hausarbeiten zu erledigen und für die Schule zu lernen. Die genehmigten Fördermittel betragen hier 32.000 und 42.500 Euro.
Schulungsprogramm zum Empowerment von Frauen
Wie während des Pressegesprächs zudem zu erfahren war, ist beabsichtigt: Mit der Zaug gGmbH soll ein Schulungsprogramm zum Empowerment von Frauen in Mubende entwickelt werden, das sich am Proaktiv-Programm der Zaug für den Landkreis Gießen orientiert. Ein erster Videoaustausch hierzu fand am 25. November 2022 statt. Der Hintergrund ist ein sehr ernster und sensibler: Während des 80-wöchigen coronabedingten Lockdowns ist die Zahl der Teenager-Schwangerschaften in Mubende stark gestiegen. Diese Mädchen und jungen Frauen kehrten bislang nicht in die Schulen zurück. Traditionell werden in den Familien Mädchen weitaus weniger Bildungschancen gegeben als Jungen, ist ein nicht so erfreuliches Thema in Mubende. Auch wenn dort die Delegation aus positive Aspekte gesehen hat, was die Emanzipation von Frauen betrifft.
Nutzung von Biogas ist beabsichtigt
In den Wäldern der Projekt-Partnerschafts-Kommune werden viele Bäume abgeholzt. Allerdings will man dort darauf reagieren: Die traditionelle Befeuerung der Kochstellen mit Holz und Holzkohle soll durch die umweltfreundliche Nutzung von Biogas ersetzt werden. Als Agrarhandelszentrum verfügt Mubende über ein Biomasseaufkommen von rund 40.000 Tonnen, mehr als der Landkreis Gießen. Im ersten Schritt soll die International University of East Africa in Ugandas Hauptstadt Kampala mit der Analyse des Bioabfalls beauftragt werden. Geplant ist auch eine Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM). Eine Pilotanlage soll an einer weiterführenden Schule errichtet werden, die täglich 2.500 Kinder mit Essen versorgt.
Ein weiteres Thema, das besprochen wurde, ist die Mülltrennung. Es sind Verbesserungen geplant: Damit der Müll getrennt wird, sollen Container aufgestellt werden, so dass die Flaschen einer stofflichen Wiederverswertung zugeführt werden.
Strategische und praxisorientierte Zusammenarbeit
Wie Landrätin Schneider ankündigte, wird die Projekt-Partnerschaft mit Mubende mit der strategischen und praxisorientierten Zusammenarbeit – unter anderem in den Bereichen Klimafolgen-Anpassung, Treibhausgas-Reduzierung, Müllvermeidung, energetische Abfallverwertung – selbstverständlich weiter intensiviert. Mit einer Schule im Landkreis Gießen soll ein Austauschprogramm aufgebaut werden. Man sieht in der Tat: Diese Projektpartnerschaft steht auf festen Füßen.
Titelbild: Beim Besuch in Mubende: Landrätin Anita Schneider mit Schülern. (Foto: Landkreis Gießen)