Neuer Name, neue Architektur
Von Detlef Sundermann
Was sich im August 2022 andeutete, steht nun fest: Die futuristische Bürostadt „Spring Park Valley“ wird es nicht geben. Hauptinvestor Deutsche Landentwicklung (DLE), Berlin, teilt auf Anfrage des Neuen Landboten mit, dass dort zwar weiterhin Büroimmobilien entstehen sollten, aber in einer geänderten Architektur. Die Entwürfe sollen noch in diesem Jahr den politischen Gremien vorgestellt werden, heißt es. Zwei Bauvorhaben aus dem Projekt sollen dagegen schon bald verwirklicht werden.„Du brauchst nur noch diesen einen Ort“, heißt es zu Fotoanimationen einer paradiesisch anmutenden Arbeitswelt auf der immer noch geschalteten Internetseite zum „Spring Park Valley“. Eine Arbeitswelt, mit jederzeit frei wählbarem Büroplatz, in der es nie einen Büro- oder Ladenschluss und etwa Flugtaxis für die ganz Eiligen geben sollte. Knapp drei Jahre nach dem groß inszenierten Spatenstich hat sich bis heute auf neun Hektar Ackerland im Stadtteil Massen zwischen B3 und Nordbahnhof nicht viel getan. Die Stadt ist ihrer Verpflichtung nachgekommen, die Infrastruktur herzustellen.
Neues Konzept noch in diesem Jahr
Anfang 2021 hat die DLE Mehrheitsanteile an dem Projekt übernommen, das mutmaßlich von Beginn an unter Finanzschwäche litt. „Europas größtes Innovationsquartier“, so die vollmundige, einstige Eigenwerbung, war mit rund 800 Millionen Euro veranschlagt worden. Davon sollte allein 40 Millionen Euro für den Grunderwerb an die Stadt Bad Vilbel gehen. Eine für Initiator und früheren Mitinvestor Jörg-Peter Schultheis risikoarme Investition. Zum Spatenstich berichtete er von 2000 potenziellen Interessenten, für die auf rund 6500 Menschen ausgelegte Bürostadt. Mit der DLE ist nun offensichtlich nicht nur ein potenter Planer und Geldgeber erschienen, sondern auch der Sinn für Realitätsnähe.
„Die bisherige Architektur ist vom Tisch“, sagt Christian Benzing, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit zu dem Projekt. Was von den alten Architekturentwürfen bleiben wird, auch hinsichtlich der Baumasse und -höhe, wollte er zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mitteilen. Die Architektur solle zur Stadt passen, heißt es. „Zurzeit befindet sich das Architekturbüro in der Abstimmungsphase“, sagt Benzing. Auch hinsichtlich der Laden- und Freizeitinfrastruktur sein aktuell nichts spruchreif. Der Markt für Büroimmobilien sei seit Jahren etwa wegen neuer Arbeitsmodelle im Wandel. Die Corona-Pandemie habe auf diese Entwicklung wie ein Brandbeschleuniger gewirkt, heißt es. Wie es konkret weitergeht – auch unter welchem neuen Projektnamen -, soll laut Benzing in diesem Jahr den politischen Entscheidungsträgern vorgestellt werden. Ob dies vor den Sommerferien geschehen wird, ließ er offen. Unbekannt ist ebenso der Starttermin für das Gesamtprojekt.
Ein Bürogebäude und das Hotel werden gebaut
Aus dem Paket zur vorzeitigen Realisierung herausgelöst werden zwei Gebäude in der Randbebauung nahe dem Nordbahnhof, ein Bürogebäude und das Hotel. Der Antrag auf Baugenehmigung für die Büroimmobilie soll demnächst auf den Weg gebracht werden. Beim Hotel stehe hingegen noch alles auf Anfang – Größe, Art und Kategorie oder Eröffnung, das alles sei noch offen. Der künftige Betreiber soll hierzu die Vorgaben setzen. Einen Kandidaten für das Hotel gebe es derzeit nicht. Die Suche könnte nicht einfach werden. Denn gegenwärtig scheint im Rhein-Main-Gebiet keine Hochstimmung in der Übernachtungsbranche zu herrschen. Jüngst hat eine Frankfurter Luxusherberge seine Schließung angekündigt, ein anderes 5-Sterne-Haus wechselt den Besitzer. Der Tourismus fehlt seit Pandemiebeginn und obendrein verliert Frankfurt mit dem Weggang der IAA und der Fashion Week sowie mit dem Aus der Musikmesse als Messestadt an Bedeutung.
Titelbild: „Im Spring Park Valley rollen die ersten Bagger“ hieß es in einer Pressemitteilung vom 1. August 2019 zu diesem Bild. Getan hat sich auf dem Areal seither nicht mehr viel.