Hans Schwab spielt Goethes Fabel
Von Elfriede Maresch
In eine Fabel über das Überleben in einer Welt der Machtkämpfe und Skrupellosigkeiten verwandelt Hans Schwab Goethes „Reinecke Fuchs“. Mit dem szenischen Spiel ist er am Freitag, 9. und am Samstag, 10. Juni 2017 um 20.30 im Brettl-Palast in Ortenberg-Selters zu sehen.
Machtkämpfe und Skrupellosigkeiten
Der Schauspieler Hans Schwab hat Rollen, mit denen er sich besonders stark identifiziert: die Schelmengeschichten des Nobelpreisträgers Dario Fo, den „Teufelsschiss“ zum Beispiel oder „Johann vom Po entdeckt Amerika“, aber auch Franz Kafkas Parabel einer Selbstentfremdung „Bericht für eine Akademie“. In einer weiteren Glanzrolle verwandelt er Goethes „Reinecke Fuchs“ in ein szenisches Spiel, in eine nur scheinbar „tierische“ Fabel um das Überleben in einer Welt der Machtkämpfe und Skrupellosigkeiten.
Eine ironische Überlebensgeschichte
Warum hat der Schauspieler gerade eine Tierfabel, noch dazu metrisch gebunden, gewählt? Abgehobene Klassik ist nicht zu befürchten. Goethe hatte einen Stoff gestaltet, der schon Jahrhunderte zuvor betextet wurde und ehe in das Genre Schelmen- und Schlitzohrenliteratur gehört. Eine ironische Überlebens-Geschichte wurde daraus, die man durchaus als Gesellschaftssatire sehen kann. Hoftag beim König der Tiere, dem Löwen Nobel: der Herrscher mit der Mähne, eitel, launenhaft, nach Schmeicheleien gierig, benimmt sich nicht anders als viele Politstars unserer Tage. Auch die anderen Tiere spiegeln Verhalten, das den Zuschauer menschlich-bekannt vorkommt: die hysterischen Hühner, der treu-beschränkte Bär, der Wolf in Adrenalinüberflutung, der ängstliche Kater, der ahnt, dass er als Bote von Reinecke Fuchs über den Tisch gezogen wird. Denn um den Rotbepelzten ziehen sich dunkle Wolken zusammen. Mord, Vergewaltigung und jede Menge anderer Delikte werden ihm vorgeworfen, von der Todesstrafe ist die Rede. Wird ihm die sprichwörtliche Fuchs-Schläue aus der Klemme helfen?
Regisseurin Ronka Nickel hat den Parabelcharakter von Goethes Text herausgearbeitet. Der Dichter hat die Verserzählung zu Ende des 18. Jahrhunderts während und nach dem chaotisch missglückten Feldzug gegen die französische Koalitionsarmee geschrieben. Gesellschaftlich, politisch aktuell geblieben ist sie bis heute!
Für die Besucher wird es ein runder Abend. Ab 19 Uhr können sie die Gastlichkeit des Brettl-Palastes, eine Mischung aus uriger Landkneipe und Kleinkunstbühne, genießen, die Kult-Bratwurst vom Grill probieren, den Tagesstress im Biergarten ausklingen lassen. Karten gibt es bei der Stadtverwaltung Ortenberg 06046/800000, per Mail bei vorverkauf@ortenberg.net, bei der Sparkasse Oberhessen in Ortenberg und bei Artis in Büdingen, Vorstadt, 7.