Marburger Nachtmarathon

4000 Starter in Marburg

von Helmut Serowy

Zum Marburger Nachtmarathon strömten bereits vor Corona jährlich über 2000 Läuferinnen und Läufer, um den Marathon, die Marathon-Staffel oder den Halbmarathon auf der attraktiven Strecke durch die Altstadt und entlang der Lahn zu genießen oder um schnelle Zeiten und Top-Platzierungen zu erreichen.

Neuer Teilnehmerrekord

Zum 25-jährigen Jubiläum des vom rührigen Ultra-Sport-Club Marburg organisierten Nachtmarathon explodierte die Teilnehmerzahl 2024. 2848 Meldungen bedeuteten eine Steigerung des bisherigen Rekordergebnisses um überraschende 800 Starter. Die Organisatoren um Orga-Chef Arne Pflüger registrierten bei der 26. Auflage in dieser Saison allerdings bei der größten mittelhessischen Breitensportveranstaltung eine noch erstaunlichere Steigerung um weitere 1300 Meldungen auf überwältigende 4140 Starter. „Leider sind uns trotz großzügiger Planung zum Schluss die Erinnerungsmedaillen ausgegangen. Wir werden diese nachprägen lassen und noch nachsenden“, bedauerte Arne Pflüger.

Start auf dem Marktplatz

Zentrum des Marburger Nachtmarathon ist das idyllisch unterhalb des markanten Landgrafenschlosses im Lahntal liegende Uni-Stadion. Ein Fußweg von rund 750 Metern führt durch die Altstadt zum hochgelegenen Marktplatz mit seinem historischen Ambiente. Wenn die bunte Truppe von ambitionierten Läufern, Hobby-Sportlern und Einsteigern hier von allen Seiten zum gemeinsamen Start um 19 Uhr strömt, platzt der eigentlich weitläufige Platz aus allen Nähten.

Läuferschlange in der Altstadt

Entsprechend unendlich lange zieht sich die Läuferschlange nach dem Startschuss durch die schmalen Altstadtgassen, die durch viele Biergärten noch weiter eingeengt werden. Damit wird zugleich der Eifer etwas eingebremst und einem zu hohen Anfangstempo ein Riegel vorgeschoben.

Dichtes Gedränge herrscht auf der breiten Universitätsstraße

Gerade dieser erste Kilometer gießt den Organisatoren aber inzwischen Wasser in den Wein. Groß ist die Begeisterung über das Interesse am Nachtmarathon und dem überfüllten Marktplatz vor dem Start. Andererseits weiß Arne Pflüger aber auch: „Wir stoßen jetzt als ehrenamtliche Veranstalter wirklich an unsere Grenzen. Der erste Kilometer durch die Altstadt bietet nicht mehr ausreichend Platz für derart hohe Zahlen. Wir sind geradezu überrannt worden und müssen jetzt über ein Teilnehmer-Limit nachdenken“.

Zuschauer feuern an

Aus der Altstadt führt die Strecke über den Wilhelmsplatz und die breite Universitätsstraße zum Rudolphplatz, wo das Feld – von vielen Zuschauern angefeuert – nach Norden in Richtung Wehrda geschickt wird. Auf dem Lahnradweg laufen die Sportler schließlich wieder flussabwärts zurück nach Marburg. In Höhe des Uni-Stadions überqueren sie auf dem Hirsefeldsteg im Bereich des elften Kilometers die Lahn. Hier steppt der Bär. Vor dem Steg sammeln sich die Fans. Hinter dem Steg findet der hektische und mit viel Einsatz begleitete Staffelwechsel statt.

Zieleinlauf im Stadion

Nach einer weiteren Schleife entlang der Lahn zum südlich gelegenen Gisselberg und Cappel können die Halbmarathonis – zurück beim Hirsefeldsteg – ins Stadion abbiegen. Marathon-Starter und Staffeln müssen erneut den Steg überlaufen und zwei weitere Südrunden absolvieren bevor sie den stimmungsvollen, nächtlichen Zieleinlauf unter Flutlicht auf der Tartanbahn genießen dürfen.

Marathon

Mit 349 Startern befindet sich auch der namensgebende Marathon in Marburg – bei dem viele weitgereiste Sportler antreten – im Aufwind.

Bereits nach dem Startschuss setzten sich beim Marburger Nachtmarathon der Halbmarathon-Streckenrekordler Mamyio Nuguse Hirsuato (MTV Gießen, li) und der Marathon-Sieger Abdi Uya (LC Mengerskirchen, re) vom riesigen Starterfeld ab

Bereits mit dem Startschuss zum gemeinsamen Rennen des Marathon, der Marathon-Staffeln und des Halbmarathon lösten sich der Halbmarathon-Sieger Mamiyo Nuguse Hirsuato vom MTV Gießen und der Marathon-Sieger Abdi Uya vom LC Mengerskirchen  vom Feld. Gemeinsam stürmten sie durch die engen Altstadtgassen. Auf der breiten Universitätsstraße hatte Hirsuato seinen Vorsprung weiter ausgebaut. Abdi Uya (M30) zog bei seiner Marathon-Solo-Tour sein Rennen voll durch und näherte sich mit ausgezeichneten 2:36:35 Stunden bis auf knapp zwei Minuten dem seit Jahren bestehenden Streckenrekord von Hakim Ouahioune.

Teilnehmer aus ganz Deutschland

Die weiteren Podestplätze holten sich der M40-Sieger Arno Dallmann vom TuS Deuz mit 2:43:55 Stunden und M45-Sieger Michael Bielig von der LG Braunschweig mit 2:44:29 Stunden. Schnellster Hauptklassen-Läufer war als Vierter Niclas Dellenbach aus Gießen (2:52:40 Std. Unter der Drei-Stunden-Marke blieb zudem der Hauptklassen-Zweite Julius Hahne aus Hannover (2:55:04 Std). Eng wurde es im 3:03-Stunden-Bereich mit dem Sechsten Christian Reichelt (Brehm-Titan-Runners, 3:02:33 Std), dem M35-Sieger Timo Huck (Hannover-Runners, 3:03:01 Std), dem Hauptklassen-Vierten Daniel Nothhelfer (LaufLeben Running Crew, 3:03:40 Std), dem M40-Zweiten Sebastian Deis (Birlenbach, 3:04:01 Std).

Starke Zeiten in der M65

Ulrich Sieke aus Herborn bejubelte seinen M55-Erfolg nach 3:18:09 Stunden. Die M50 führte Torsten Adler vom Lauftreff  TSV Markt Erlbach (3:24:07 Std) an. Dicht beieinander finishten die schnellsten Läufer der M60 und der M65 den Marathon: Bernd Salzmann (Bürgergemeinschaft Hochwasser) erreichte den Zielbogen nach 3:31:10 Stunden, der Deutsche 50-km-Meister der M65, Lothar Esser von Spiridon Frankfurt, folgte in 3:32:45 Stunden.

Als Duo erscheinen auch die Sieger der M70 und der M75. Heinrich Schimpf vom TV Großen-Linden gewann die M70 in 4:43:46 Stunden Brutto. Günther Scheibehenne vom SC Hinterland – über Jahrzehnte bei Triathlon- und Lauf-Langstrecken höchst erfolgreich – hatte den 26. Nachtmarathon in Marburg für seinen finalen Marathon-Start ausgewählt. Mit 4:44:44 Stunden ließ er sich ausreichend Zeit, um die Eindrücke entlang der Strecke nochmals auf sich einwirken zu lassen.

Laurine Freitag (LGV Marathon Gießen) feiert einen überlegenen Marathon-Erfolg bei den Frauen

Stark präsentierte sich bei den Frauen im Marathon-Rennen Laurine Freitag von der LGV Marathon Gießen. Zur Einstimmung hatte sie noch eine Woche zuvor beim Mitternachtslauf in Heuchelheim den 5-km-Lauf gewonnen und anschließend über 10 Kilometer als Dritte einen schnellen Wettbewerb nachgeschoben. In Marburg strahlte sich nach einem couragierten Rennen über die erzielten 3:03:51 Stunden. Das Moderatoren-Duo Markus Bourcarde und Sven Schnitker von der Running Voices feierte sie im nächtlichen Stadion zudem als beachtliche Neunte im Gesamteinlauf.

Die ebenfalls für die LGV Marathon Gießen startende Cynthia Morawietz – W40-Dritte der Deutschen Marathon-Meisterschaften von Hannover in 3:07:28 Stunden – lief nach 3:24:34 Stunden auf den zweiten Rang. Bronze holte sich die zweite W40-Starterin Katrin Herbrik (Landau Running Company) mit 3:27:25 Stunden vor der W30-Siegerin Antonia Hamm von der VLG Eisenbach (3:30:33 Std). Sabine Beck vom RLT Rodgau – W40-Zweite der Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften – wird mit 3:33:37 Stunden Netto als Gesamt-Fünfte vor Lea Wüstefeld aus Mainz (3:31:04 Std Netto) und  Constance Hammer aus Norwich (3:33:02 Std Netto) gelistet.

Klassen-Erfolge schafften zudem Sylke Kuhn aus Kassel (3:51:17 Std) in der W50, Angela Frenzel von Spiridon Frankfurt (4:12:11 Std) in der W55, Susanne Hein von der LG Kindelsberg-Kreuztal (4:31:41 Std) in der W60, Gulnara Möller aus Bad Nauheim (4:41:24 Std) in der W45, Prakriti Dutta (4:46:00 Std) in der W35 und Verena Hajek von der LLG Nordpark Köln (6:04:59 Std) in der W70.

Halbmarathon

Der Halbmarathon lockt immer wieder die meisten Starter zum Marburger Nachtmarathon. Neben zahlreichen ambitionierten Läuferinnen und Läufern treffen sich hier viele Breitensportler zum Lauferlebnis im Lahntal.

Neuer Streckenrekord

In neue Dimensionen stürmte beim Halbmarathon der frühere äthiopische Weltklasse-Läufer Mamiyo Nuguse Hirsuato, der nun seit knapp zwei Jahren in Gießen lebt und vom MTV Gießen betreut wird. Vom Start weg drückte der M35-Läufer auf die Tempodüse und schloss sein Solo-Rennen mit überragenden 1:04:53 Stunden ab. Den 2022 vom früheren Deutschen Marathon-Meister Alexander Hirschhäuser (ASC Breidenbach) aufgestellten Streckenrekord steigerte er damit um gleich 4:41 Minuten.

Die meisten Körner hatte im Finish der Verfolgergruppe Moritz Weiß von der LGV Marathon Gießen. Mit 1:12:21 Stunden gewann er als Gesamt-Zweiter die M30 vor den Hauptklasse-Läufern Nils Wolkonski (Kuhbar Marburg, 1:12:37 Std) und Niklas Raffin (TSV Krofdorf-Gleiberg, 1:12:42 Std). Vorjahressieger Jannik Weber (ASC Breidenbach, 1:13:23 Std) musste sich nach couragiertem Einstieg mit dem fünften Platz zufrieden geben.

Marc Feußner vom ASC Breidenbach – Marathon-Sieger des Jahres 2023 in 2:38:29 Stunden –  wiederholte mit 1:17:03 Stunden seinen Erfolg in der M40. Lars Siegmund  (LC Diabü Eschenburg, 1:19:54 Std) siegte in der M45, Markus Schraub (TSV Krofdorf-Gleiberg, 1:22:20 Std) in der M50, Christoph Sulzer (LSC Bad Nauheim,1:29:51 Std) in der M55, Mehmet Tanriverdi (MTV Gießen. 1:41:35 Std) in der M60, Thomas Hujber (TV Seulberg, 1:49:53 Std) in der M65, Dietmar von der Ahe (Steinmühle, 1:55:43 Std) in der M70 und Elmar Stein (100-Marathon-Club, 2:30:54 Std) in der M75.

Souverän führt Lisa Schmitt (Lahnau) die Halbmarathon-Läuferinnen an

„Ich werde das Rennen nach meiner langen Verletzung ruhig und ohne Ambitionen angehen“, setzte sich die 2:48-Marathonläuferin Lisa Schmitt aus Lahnau vor ihrem Halbmarathon-Test in Marburg nicht unter Druck. Sie rollte zügig mit und schaffte dennoch mit 1:24:23 Stunden eine beachtliche Siegerzeit.

Jana Schütt Platz zwei in 01:29

Eine Woche nach ihrem Start beim Ironman in Frankfurt war auch die Zweitplatzierte Jana Schütt von Blau-Gelb Marburg mit ihren 1:29:56 Stunden zufrieden. Damit verteidigte sie ihren Titel in der W40 erfolgreich und hielt zugleich die Hauptklassen-Siegerin Theresa Hahn aus Gießen (1:30:33 Stunden) in Schach.

Ines Jowanowitsch vom MTV Gießen siegte in der W30 mit 1:35:48 Stunden. Ruta Ozolina vom VfL Marburg übernahm mit 1:39:02 Stunden erneut die Spitze in der W50. Weitere Klassen-Erfolge verbuchten in der W45 Carmella Wege (SV Dodenhausen, 1:41:47 Std), in der W55 Maria Förster (Marburg, 1:47:13 Std), in der W50 Gaby Nagel (TSV Kirchhain, 2:00:07 Std) und in der W65 Hanna Platzner (Frankfurt, 2:02:33 Std).

Nach langer Verletzungspause hatte die Deutsche Halbmarathon-Meisterin der W65 von 2023 – Monika Donges vom Team Naunheim – erfolgversprechende Testläufe über 10 Kilometer absolviert. In Marburg wollte sie nun erstmals über die 21,1-km-Distanz sehen, was geht. Hochzufrieden erreichte sie nach 1:43:57 Stunden das Ziel. Damit übernahm sie auf Anhieb die Spitze in der Deutschen Jahresbestenliste der W70.

Marathon-Staffeln

Ein belebendes Element des Marburger Nachtmarathon sind die Marathon-Staffeln, die sich ständig steigender Beliebtheit erfreuen und längst ein Eigenleben entwickelt haben. Bei der 26. Auflage erhöhte sich die Zahl weiter auf 300 Staffeln.

Die Wechselzone befindet sich in der Nähe des Uni-Stadions und wird rundum von anfeuernden Fans und Staffelmitgliedern belagert. Die Stimmung überschlägt sich hier und entlädt sich schließlich beim gemeinsamen Zieleinlauf unter Flutlicht im Stadion. Unterhalb des erleuchteten Landgrafenschlosses lässt sich anschließend bei sommerlicher Witterung fröhlich feiern.

An der Spitze der Marathon-Staffeln kämpfen ambitionierte Läuferinnen und Läufer um Top-Platzierungen und schnelle Zeiten. Für das Gros der Teilnehmer steht aber der Spaß und das Gemeinschaftserlebnis im Fokus.

Das schnellste Quartett stellte in dieser Saison der VfL Marburg (2:27:54 Std) vor den Läufer der LGV Marathon Gießen (2:32:02 Std) und dem Team „Rabe Innenausbau“ (2:41:26 Std).

Titelbild: Vom Start auf dem Marktplatz führt die Strecke des Nachtmarathon durch die engen Altstadt-Gassen

Alle Ergebnisse vom Marburger Nachtmarathon und mehr Bilder: https://my.raceresult.com/327955

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