Main-Weser-Bahn

Kunden sauer über „Baustellenfahrplan“

Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ nimmt verstärkte Beschwerden von Bahnkunden zur Kenntnis, welche die Main-Weser-Bahn zwischen Mittelhessen und Frankfurt sowie die S-Bahn-Linie S 6 zwischen Friedberg und Frankfurt nutzen. Thomas Kraft, Vorsitzender des Landesverbandes des Fahrgastverbandes, erläutert in einer Pressemitteilung:  „Der Grund ist der aktuelle Baustellenfahrplan, der über die Sommerferien 2018 hinweg wegen des viergleisigen Ausbaus im 1. Bauabschnitt zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel eingerichtet wurde. „

Zugausfälle und Verspätungen im Übermaß

„Die Züge des Mittelhessen-Express‘ (RB 40, RB 41) werden ab Friedberg über Hanau nach Frankfurt umgeleitet, verkehren nur über Frankfurt-Süd zur Endhaltestelle Stadion. Dadurch sind die Züge der RB 49 (Friedberg-Hanau) gestrichen. Die RegionalExpress-Linien RE 30, RE 98 und RE 99 fahren durch die nur eingleisig befahrbare Baustelle, jedoch mit längeren Fahrtzeiten und anderen Fahrplanlagen. Die S-Bahn S 6 fährt nur halbstündlich, ohne Halt an der Galluswarte und der Messe. Die Intercity-Züge sind auf der Main-Weser-Bahn komplett herausgenommen“, erläutert Kraft.

Auch am Bahnhof Gießen läuft nicht immer alles optimal. (Fotos: Jörg-Peter Schmidt)

Die „Pro Bahn“-Regionalverbände für Mittelhessen und den Großraum Frankfurt kritisieren, dass der Baustellenfahrplan nicht konstant läuft, in Übermaßen Zugausfälle und große Verspätungszeiten entstehen. Thomas Kraft:“ Die Umlaufzeiten der Regionalexpresslinien aus Mittelhessen, welche im Baustelleplan im Frankfurter Hauptbahnhof enden, haben nur eine Wendezeit von acht  Minuten. Das ist angesichts des großen Fahrgastwechsels viel zu kurz und führt zwangsläufig zu weiteren Verspätungen.“ Diese werden, so „Pro Bahn“, den ganzen Tag über „mitgeschleppt“. Die Fahrt mitten durch die eingleisig befahrbare Baustelle führt zu weiteren unausweichlichen Verzögerungen.

Regional-Express wird durch Baustelle geführt

Gerade die Regional-Express-Linien RE 30 und RE 98/RE 99 sind die Herzstücke des Schienenverkehrs auf der Main-Weser-Bahn und in ganz Mittelhessen. An sie sind Anschlüsse in Friedberg, Gießen und Marburg gekoppelt. Daher ist es für den Fahrgastverband unverständlich, dass man gerade diese Linien mitten durch die Baustelle führt. Es liegen Situationen vor, wodurch der Zug aufgrund der massiven Verspätung von über einer Stunde, auf halber Strecke gestoppt und in die Gegenrichtung gelenkt wurde, um den Zeitverlust wieder aufzuholen. Durch solche betriebsbedingten Anordnungen ergeben sich Zugausfälle am anderen Ende der Strecke, im konkreten Fall in Kassel. Fahrgäste, auch des Fernverkehrs aus Richtung Norddeutschland und Berlin, werden zurückgelassen.

Bahnhof Friedberg. Ein Zug wird kommen – oder auch nicht. (Foto: Rieb)

Kraft weiter: „Der Mittelhessen-Express (RB 40, RB 41, RB 49) hat ebenfalls keinen zufrieden stellenden Betriebsablauf. Seit Monaten sind hier Zugausfälle aufgrund fehlender Triebfahrzeugführer und außer Betrieb befindlicher Züge an der Tagesordnung. Dies kann keinesfalls so bleiben, hier bedarf es einer schnellstmöglichen Aufstockung des Triebfahrzeugparks mit Talent 2-Triebwagen sowie der Einstellung bzw. Bereitstellung weiteren Personals. Der Zustand führt zu massiven Problemen insbesondere der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, welche nicht ihren Arbeitsplatz erreichen.“

Ganz gravierend treffe es die S-Bahn. Sie müsse ohnehin stets dem Regionalzugverkehr den Vorrang einräumen. Nun seien die Standzeiten insbesondere im Baustellenbereich so gravierend, dass täglich der Fahrplan der S 6 auf aus dem Takt gerät. Nicht akzeptabel sei zudem, dass der komplette Fernverkehr in diesen Wochen über Fulda umgeleitet werde und somit wochenlang Gießen und Marburg überhaupt nicht an das IC-Netz angeschlossen sind.

Pro Bahn fordert betriebssicheren Fahrplan
So nicht. (Foto: Bruno Rieb)

Der Fahrgastverband fordert für die anstehenden Bauzeiten im viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn für die nächsten Jahre einen konstanten und betriebssicheren Fahrplan. Es wird angeregt, dass sämtliche Regionalzuglinien ab Friedberg über Hanau und die nordmainische Bahnstrecke nach Frankfurt umgeleitet werden. Die gesamte Gleisbelegung in Hanau Hbf. müsse dabei so geändert werden, dass keine Störungen im Betriebsablauf entstehen können. Klar sei: Auf der Trasse der nordmainischen Strecke fahren viele Regionalzüge aus Richtung Aschaffenburg. Die Trassenbelegung sei hier jedoch überschaubar, zumal die Baufahrpläne in die Ferienzeiten und die verkehrsarmen Zeiten fallen. Im Abschnitt Friedberg-Bad Vilbel-Frankfurt sollte nur noch die S-Bahn mit konstantem Fahrplan verkehren. So könne man auch einen 15-Minuten-Takt im südlichen Abschnitt aufrechterhalten.
Die Intercity-Linie IC 26 mit ihrem Zweistundentakt sollte nur in Frankfurt-Süd halten und dann über Hanau nach Friedberg und weiter nach Gießen, Marburg und Kassel geführt werden. Der Vorteil seit, dass die im Normalfall bestehende Wendezeit in Frankfurt Hbf. entfällt und für die zusätzliche Fahrtzeit über Hanau genutzt werden kann.

Besser sei ein Fahrplan mit komplettem Umleitungsverkehr, als wenn die unterschiedlichen Zuggattungen unzuverlässig beispielsweise in Gießen eintreffen. Wenn die Fahrgäste wissen, dass konstant ein zeitlicher Mehraufwand von 18 bis 20 Minuten erforderlich ist, dann sei dies allemal besser als wenn fortwährend nicht kalkulierbare Störungen den Alltag beieinträchtigen. Dringend erforderlich sei außerdem die Wiederaufnahme von Gesprächsrunden für den Ausbau der Main-Weser-Bahn, um für künftige Ausbauschritte nicht das gleiche Szenario erleben zu müssen wie im Sommer 2018.

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