Kreis Gießen

2022 sollen die Schulen vernetzt sein

Bis 2022 sollen alle Schulen und Unterrichtsräume vollständig vernetzt sein. Dieses Ziel setzt sich der Landkreis Gießen. Schuldezernentin Christiane Schmahl bilanziert den Zwischenstand und erläutert den oft zeitraubenden Ablauf.

Individuelle Planung kostet Zeit

Vor knapp einem Jahr hat der Landkreis Gießen begonnen, den Digitalpakt in den kreiseigenen Schulen praktisch umzusetzen. Dem Einbau der digitalen Technik sei eine intensive Planung vorausgegangen, erläutert Dr. Schmahl in einer Pressemitteilung des Landratsamts.  Die Schuldezernentin zieht eine Zwischenbilanz und berichtet, dass seitdem im Rahmen des Digitalpakts zwei Gesamtschulen vollständig mit LAN und WLAN ausgestattet wurden, ebenso zehn Grundschulen, eine Förderschule und ein Berufsschulstandort.

Das Ziel für 2021: Alle Gesamtschulen im Kreisgebiet vollständig vernetzen, weiterhin neun Grundschulen und eine Förderschule. Die restlichen Grundschulen folgen laut Schmahl im ersten Halbjahr 2022, so dass die Vernetzung der Schulen bis Sommer 2022 abgeschlossen sein soll. 

Die Schuldezernentin erklärt das Prozedere, das jeder Modernisierung und dem technischen Ausbau einer Schule vorausgeht: Das Mauszentrum, also das Regionale Medienzentrum für Angelegenheiten rund um Medienbildung, plant für jede Schule die Vernetzung individuell. Dieser Entwurf wird dann mit der Schulleitung besprochen, ggf. optimiert und anschließend zur Umsetzung ausgeschrieben. Derzeit für jeden Schulstandort separat. 

„Um die Abläufe der Auftragsvergabe zu vereinfachen, wird der Landkreis einen neuen Rahmenvertrag zur Ausstattung der Schulen mit LAN und WLAN schließen. Eine entsprechende Ausschreibung wird derzeit vorbereitet“, erklärt Christiane Schmahl. Sie hofft dadurch auf Beschleunigung in diesem Teilbereich der Verwaltungsarbeit. Für die Vernetzung der Schulen hat der Landkreis Gießen als Schulträger bisher knapp 1,6 Mio. Euro verausgabt bzw. gebunden.

Zahl neuer Boards wird hoch sein

Auch in Hardware wurde im Rahmen des Digitalpakts schon investiert, erklärt die Dezernentin und gibt eine Übersicht. Seit den Sommerferien wurden 83 neue interaktive Boards in den Schulen installiert. Für dieses Jahr ist die Beschaffung und Inbetriebnahme von weiteren rund 250 Boards geplant.

Bis zum Ende des Digitalpakts 2024 will der Landkreis Gießen alle Unterrichtsräume mit interaktiven Boards ausstatten – immerhin etwa 1000 Stück. Daher wird die Anzahl der neu zu beschaffenden Boards auch in den kommenden Jahren ähnlich hoch ausfallen. „Weiterhin haben wir dafür gesorgt, dass diverse Beamer ausgetauscht oder neu angeschafft wurden. Und natürlich wie jedes Jahr eine große Zahl an Computern“, sagt Christiane Schmahl.

Probleme auch wegen Corona

Derzeit verlangsamen verschiedene Probleme die Umsetzung der geplanten technischen Aufrüstung. So fallen beispielsweise, teilweise Corona-bedingt, Handwerker und Mitarbeiter*innen des Landkreises aus. Weiterhin gibt es Lieferschwierigkeiten bei Bestellungen, denn derzeit bestellen unzählige Firmen und Personen Hardware, um Videokonferenzen auch aus dem Homeoffice zu ermöglichen. Da zeitgleich der Digitalpakt weiterläuft, kommt es mitunter zu Lieferengpässen und unerwünschten Wartezeiten.

„Es dauert, bis Mittel ankommen“

Zudem machten es Vorgaben von Bund und Land Hessen schwierig, unverzüglich zu handeln, macht die Kreis-Politikerin deutlich: „Wenn ein Minister ankündigt, dass Finanzmittel von Bund oder Land zur Verfügung gestellt werden, stehen diese Mittel eben nicht sofort zur Verfügung. Das mag mancher denken, aber so ist es nicht. Es dauert dann immer, bis das Geld auch tatsächlich in den Kommunen ankommt und ausgegeben werden kann.“

Als eingängiges Beispiel nennt sie Lehrerlaptops, für die der Bund zwar ein Förderprogramm beschlossen hat, das zuständige Land Hessen allerdings bisher keine Förderrichtlinien festgelegt hat. Unklar sei beispielsweise noch, wer für die Wartung dieser Geräte aufkommt, wenn sie einmal in Betrieb gehen. „Seit mindestens einem halben Jahr streiten sich Land und kommunale Spitzenverbände ohne Aussicht auf baldige Entscheidungen“, sagt Schmahl verärgert, „und wir werden in der Zwischenzeit von Lehrerinnen und Lehrern angerufen, die uns fragen, warum wir ihnen immer noch nichts zur Verfügung stellen. – Es hängt nicht an uns.“

Digitalpakt braucht Vorbereitungen

Auch die Vorarbeiten von Bund und Land für den Digitalpakt waren zeitintensiv. Die Phase, bis alle Voraussetzungen geschaffen waren, habe etwa ein Jahr gedauert, moniert Gießens Kreis-Schuldezernentin: „Der Bundestag und der Bundesrat änderten in dieser Zeit die Verfassung und das Land brauchte dann neun Monate, um ein Ausführungsgesetz und die passenden Verordnungen zu regeln. – Aber wir bekommen vorgehalten, dass wir im ersten Jahr nichts beschafft haben“, sagt sie voller Unverständnis.

Im Gegenzug erklärt sie, dass der Landkreis Gießen der erste hessische Landkreis war, der seine Schüler*innen, die keinen Zugang zu digitalen Endgeräten hatten, mit Leihgeräten vollständig ausgestattet hat. So wurden zu Beginn der Pandemie flugs zahlreiche IPads und Laptops bereitgestellt, damit jede und jeder Lernende auch tatsächlich Homeschooling betreiben konnte. „Die Mittel, die der Bund dafür zur Verfügung gestellt hat, haben wir vollkommen ausgegeben“, sagt sie.

Titelbild: Das Symbolfoto zeigt interaktiven Einsatz am Whiteboard. Bis zum Ende des Digitalpakts 2024 will der Landkreis Gießen alle Unterrichtsräume mit interaktiven Boards ausstatten. (Fotoquelle. Wikipedia, TBB-Bilder)

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