Klimakonferenz

Unter schwarzem Stern

Von Dietrich Jörn Weder

Die Ausgangslage für die 30. UN-Klimakonferenz im brasilianischen Belém ist denkbar misslich. Der temperaturtreibende weltweite Verbrauch fossiler Brennstoffe ist auf einen bisher nicht erreichten Höchststand geklettert. Im vergangenen Jahr war es deshalb in der Welt bereits um jene anderthalb Grad Celsius seit Beginn der Industrialisierung wärmer geworden, auf die Pariser Klimakonferenz von 2015 die Erderwärmung begrenzen wollte. Und das reicht, auf die Dauer gesehen, bereits aus, um die wunderbaren bunten Korallen-Riffe der Tropen großräumig ausbleichen und absterben zu lassen.

Eisschmelze in den hohen Breiten

Selbst wenn alle Staaten ihre bescheidenen gegebenen Klimaschutz-Zusagen einhalten, läuft dies immer noch auf ein Temperatur-Plus von 2,8 Grad Celsius in diesem Jahrhundert hinaus. Mit einer solchen Erwärmung würden die Eisschilde in Arktis und Antarktis gewaltig an Masse verlieren und der Meeresspiegel entsprechend ansteigen.

Von Trump und Xi Ling nichts zu erwarten

Derart gewarnt, müssten und könnten die Mitlieder der Klima-Rahmen-Konvention ihre Emissionen an Treibhausgasen eigentlich viel stärker mindern, doch danach sieht die Weltlage zurzeit überhaupt nicht aus. Der törichte US-Präsident ist aus den Pariser Klima-Vereinbarungen ausgestiegen und sucht den Aufbau von erneuerbaren Energien in seinem Land soweit wie nur irgend möglich zu behindern. China, Haupttreiber des CO2-Anstiegs in der Atmosphäre in den letzten Jahren, genehmigt immer noch neue Kohlekraftwerke. Zu allem Überfluss konkurriert die Volksrepublik erneuerbare Industrien in aller Welt mit billiger Ware nieder.

Krieg statt Klimaschutz

Russland, das schon früher keinen Gedanken an Emissionsminderung verschwendet hat, verausgabt sich mit der Kriegführung in der Ukraine und beraubt auf diesem Wege die europäischen Unterstützer Kiews vieler Mittel, die im Klimaschutz Berge versetzen könnten.

EU weicht Klimaziele auf

Derart von vielen Seiten unter Druck gesetzt, ist die EU kurz vor der Abreise ihrer Delegation nach Belém ein hässliches Stück weit von ihren weltweit vorbildlichen Klimaschutz-Zielen abgerückt. Die beinahe jedermann Geld kostende Einbeziehung von Autofahren und Wohnen in den Emissionshandel wird um ein Jahr auf 2028 vertagt. Fünf Prozent der für 2040 anvisierten Emissionsminderung um 90 Prozent will sich die EU durch Deals mit Drittländern -wie sagen wir Solarstrom aus der Sahara- ersparen. Und das ist wahrscheinlich noch nicht alles. In Europa, auch in Deutschland, laufen große industrielle Unternehmen gegen eine Verteuerung ihrer Emissionsrechte in den kommenden Jahren Sturm.

Ein Scherflein für den Regenwald?

Doch das wird nicht am Konferenzort Belém, einem der heißesten und ärmsten Städte Brasiliens, ausgefochten. Die drohende Austrocknung des Amazonas-Beckens durch Abholzung des Regenwalds ist dort ein wahrhaft brennendes Thema. Deshalb täten die Konferenzteilnehmer gut daran, sich dem Vorschlag des brasilianischen Präsidenten Lula zu nähern, diesen gewaltigen Kohlendioxyd-Speicher und Hort der Artenvielfalt dauerhaft gemeinsam zu bewahren. MAGA-Präsident Trump wird sich das keinen Cent kosten lassen Die in vielem so uneinige Weltstaatengemeinschaft wird sich schwer damit tun, überhaupt einen gemeinsamen Nenner zu finden.

Dr. rer. pol. Dietrich Jörn Weder war Jahrzehnte lang leitender Umweltredakteur und Fernsehkommentator des Hessischen Rundfunks. Seit seiner Pensionierung arbeitet er als freier Autor für Print- und Audiomedien. Er betreibt den Blog Wachposten Frankfurt, auf dem er Kommentare zu aktuellen Themen veröffentlicht. Wachposten

Titelbild: Kondensierendes Abgas aus einer Müllverbrennungsanlage. (Bildquelle: Wikipedia)

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