In 70 Jahren nix gelernt
Vor 70 Jahren wurden zwei Städte in Japan durch nur zwei Atombomben vernichtet. Heute besitzen die neun Atommächte ein Arsenal von 16000 Sprengköpfen, das sogar noch aufgerüstet werden soll. Die militärische Nutzung der Atomenergie setzt die zivile voraus, beide Technologien sind zwei Seiten einer Medaille. Das zeigt eine Ausstellung „Die Nukleare Kette“ der „Ärzte gegen den Atomtod“, die ab 2. 7. 2015 in Darmstadt und ab 8. 7. 2015 in Frankfurt zu sehen ist.
„Little Boy“ und „Fat Man“
Am 6. August 1945 warfen die USA die Atombombe ‚Little Boy‘ auf Hiroshima, am 9. August die Atombombe ‚Fat Man‘ auf Nagasaki. 140000 Japaner starben in Hiroshima, 74000 in Nagasaki, dazu viele Tausende an den Spätfolgen. Das also nur durch je eine in 500 Metern gezündete Bombe. Das Arsenal der 16000 Atomwaffen von heute könnte die Erde mehrmals in die Luft sprengen. In Westeuropa lagern 300 französische Atomwaffen, 200 der Briten und 200 der US-Streitkräfte. 20 der US-Waffen befinden sich auf deutschem Boden, und zwar im Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in der Eifel. Sie können mit Bundeswehr-Tornados unter Nato-Befehl zum Einsatz kommen. Als 1945 Hiroshima und Nagasaki ausgelöscht wurden, hatten nur die USA diese Teufelswaffe. Heute gehören neben den USA, Frankreich, Großbritannien, Russland und China auch Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea zu den Atommächten. 2000 Atombomben-Tests wurden seitdem gezündet, um die Mordwaffe größer, schneller, weiter zu machen. Die davon betroffenen Marschall-Inseln fordern jetzt eine atomare Abrüstung vor dem Internationalen Gerichtshof.
Schon der Uranabbau fordert Opfer
Sowohl Atomwaffen als auch AKWs benötigen Uran. Bereits sein Abbau in den Uranminen von Niger und anderswo fordert Opfer an Menschen und der Natur. Beide Technologien benötigen eine Urananreicherung, Jedes Land mit einem militärischen Atomprogramm muss daher zunächst ein ziviles aufbauen. Daraus folgt, dass auch jedes Land mit einem zivilen Atomprogramm fähig ist, Atomwaffen zu entwickeln. Zivile und militärische Nutzung der Atomenergie sind zwei Seiten einer Medaille. Jede Station der „Nuklearen Kette“ gefährdet die Gesundheit der Menschen und schafft unlösbare Probleme bis zum letzten Glied: Wenn nun das bayrische AKW Grafenrheinfeld nach 35 Jahren abgeschaltet wird, hat es 950 Tonnen hoch radioaktiven Abfall produziert, der zur Hälfte zur Wiederaufarbeitung ins Ausland gebracht wurde. Wohin mit dem strahlenden Müll und wohin mit dem Müll der übrigen 400 AKWs auf der Welt?
Seit 31 Jahren mahnt deshalb der IPPNW, der Internationale Bund der Ärzte gegen einen Atomkrieg, nicht nur auf militärische Nutzung, sondern auch auf die zivile Nutzung der Atomenergie zu verzichten. Er hat eine Ausstellung „Die Nukleare Kette“ konzipiert, die über die einzelnen Stationen dieser Kette informiert.
Die Nukleare Kette
Sie wird am 2. Juli um 18 Uhr im Vortragssaal des Evangelischen Forums Darmstadt in der Rheinstraße 31 eröffnet und läuft dort bis 4. September. Regina Hagen vom Darmstädter Friedensforum wird um 18.30 Uhr die einzelnen Stationen der Nuklearen Kette erläutern, die beim Uranbergbau beginnt.
Am 8. Juli wird die gleiche Ausstellung als Duplikat in Frankfurt, im Haus am Dom, Domplatz 3, von Oberbürgermeister Peter Feldmann eröffnet. Hier spricht Dr. Alex Rosen um 19 Uhr über die Nukleare Kette. Diese Ausstellung läuft bis zum 9. August. Am Mittwoch, dem 15. Juli um 18.30 Uhr, gibt es einen Vortrag von Dr. Norman Paech zum Thema. Wir alle sollten gegen die irrsinnigen Interessen von Militärstrategen, Rüstungskonzernen und Politikern protestieren, zumal die Spannungen zwischen der Nato und Russland zunehmen und erneut einen Rüstungswettlauf ingang setzen.
Wer sich das ganze Ausmaß des atomaren Schreckens vergegenwärtigen will, kann einen 75seitigen Augenzeugenbericht von Akihiro Takahashi im Internet lesen. Akihiro Takahashi, im Jahr 1945 14 Jahre alt, war im Hof seiner Mittelschule, als um 8.15 Uhr die Bombe explodierte und es stockfinster wurde. Die Druckwelle schleuderte die 150 Schüler in alle Richtungen und machte die Häuser Hiroshimas platt..Takahashi überlebte schwer verbrannt, wurde später Direktor des Hiroshima-Friedensmuseums und schrieb nieder, was damals in Japan geschah. Die Broschüre mit allgemeinen Informationen im Anhang ist mit schlichten, eindringlichen Bildern von Goro Shikoku illustriert und unter www.atomwaffenfrei.de zu finden.