Buchmesse

Vom Blutbuch zum Schreckensboulevard

Von Bruno Rieb

Ein kurzer Besuch bei der Frankfurter Buchmesse am Mittwochnachmittag, 20. 10. 2022, war recht spannend: Vom „Blutbuch“-Autor Kim de l’Horizon ging es zum „Boulevard des Schreckens“ von Moritz Hürtgen.

Ungewöhnlich lauter Applaus begrüßte mich, als ich die Halle 3.1 der Frankfurter Messe betrat. Er galt Kim de l’Horizon, wie ich herausfand, nachdem ich die Halle durchquert und im hintersten Winkel die Bühne des ZDF entdeckt hatte. Dort saß Kim de l’Horizon auf dem blauen Sofa und wurde von Cecilie Schortmann interviewt. Kim le l’Horizon hatte tags zuvor den Deutschen Buchpreis für „Blutbuch“ erhalten. Der Autor versteht sich als „non-binär“, also weder als Mann noch als Frau, und „Blutbuch“ ist eine Familiengeschichte aus non-binärer Perspektive.

Kim de l’Horizon wird Cecilie Schortmann interviewt. (Fotos: Bruno Rieb)

Ein Zeichen gegen Hass

Nachdem er den Preis erhalten hatte, rasierte er sich spektakulär die Haare ab, um seine Solidarität mit den Protesten im Iran zu zeigen. „Ich denke, die Jury hat den Preis auch ausgewählt, um ein Zeichen zu setzen gegen den Hass, für die Liebe und für den Kampf aller Menschen, die wegen ihres Körpers unterdrückt werden“, erklärte er seine Aktion.

Das Publikum des blauen Sofas würdigte ihn mit viel Applaus. Eine solche Situation der großen Aufmerksamkeit habe er nutzen müssen, sonst würde sich nichts ändern, sagte er auf dem blauen Sofa. An Reaktionen aus dem Iran habe er festgestellt, dass seine Aktion dort wahrgenommen worden sei.

Moritz Hürtgen im Gespräch mit Doris Akap, Kulturredakteurin der taz.

Das Publikum des taz-Talks wenig später diagonal am anderen Ende des Saals war gefühlt ein Hundertstel von dem des blauen Sofas. Die taz hatte Moritz Hürtgen zum Gespräch geladen. Der war bis vor Kurzem noch Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“. Nun hat er ein Buch geschrieben: „Der Boulevard des Schreckens“. Die „Titanic“ pflegt einen Haudraufhumor wie Dick und Doof. In seinem Roman haut Hürtgen auch kräftig drauf. Es fängt mit koksenden Boulevardjournalisten an, führt über ein gefälschtes Interview und wird schließlich zu einer „spannenden Mischung aus Krimi und Mysterie-Thriller“, so Hürtgen. Die Präsentation des Buches war jedenfalls recht kurzweilig.

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