Ausbildung beim DRK Büdingen
von Myriam Lenz
Sie ist gerade mal ein halbes Jahr in Deutschland, seit 1. Oktober in der Ausbildung und holte bei ihrer ersten praktischen Prüfung gleich Bestnoten: Svetlana Urosevic (Foto) ist im ersten Lehrjahr zur „Pflegefachkraft examinierte Altenpflegerin“ in der Senioren- und Pflegeeinrichtung „Am Wilden Stein“. Die Einrichtung gehört zum DRK Kreisverband Büdingen e.V..
Gefragt: Herz, Humor und Geduld
Seit 15. August 2017 ist die gebürtige Serbin in Deutschland. Es waren einige Behördengänge notwendig, bevor sie ihre Arbeitserlaubnis in der Tasche hatte. In fast flüssigem Deutsch erzählt sie von den ersten Wochen. Svetlana Urosevic ist eigentlich Fachkraft in der Touristikbranche, hatte bereits in Dänemark und Spanien gelebt und dort mit Kindern gearbeitet. Doch ihre ursprüngliche Branche leidet unter dem Internetgeschäft. Eine Perspektive in dieser Branche sah sie nicht. So orientierte sich die 29-Jährige neu und absolvierte in Serbien ein Praktikum in der Pflege.
Der Beruf zur/zum examinierten Altenpfleger(in) interessierte sie und ihren Lebensgefährten sehr. Doch die Ausbildung in Serbien war ihr zu theoretisch, da diese lediglich über drei Monate ging. „Man kann viel in Büchern lesen, aber die praktische Anleitung ist etwas ganz anderes“, sagt sie. Daher suchten sie und ihr Freund Möglichkeiten in Deutschland. Hier werden Pflegekräfte dringend gesucht. Sie lernten die Sprache und bewarben sich beim DRK Kreisverband Büdingen e.V.. Bald darauf hatte die junge Frau ein Vorstellungsgespräch bei Marion Grauel, der Geschäftsführerin. „Das Rote Kreuz ist eine Institution, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Serbien“, begründet sie ihre Wahl. „Ich weiß, dass ich eine Bleibeperspektive habe, wenn ich meine Arbeit gut mache.“ Das DRK ist für sie ein sicherer Arbeitgeber. Und das Deutsche Rote Kreuz als Hilfsorganisation sei etwas anderes als die vielen privaten Pflegeeinrichtungen. Ihr Freund macht seine Ausbildung zeitgleich beim DRK.
Gutes Gespür für Menschen
Das duale Ausbildungssystem in Deutschland gefällt Svetlana Urosevic sehr gut. In der dualen Ausbildung wird erst das Fachwissen theoretisch gelehrt und danach in den Berufsalltag, durch einen Lernzielkatalog integriert. Die Schule für die Auszubildenden zur/zum examinierten Altenpfleger/in ist in Ortenberg.
„Die meisten Senioren sind sehr sensibel. Sie haben ein gutes Gespür für Menschen und merken sofort, wenn ich z.B. morgens mal müde bin. Sie reagieren darauf, lächeln und sind verständnisvoll.“ Die Arbeit mit Menschen macht ihr sehr viel Spaß, sie entspricht sehr ihrem Berufswunsch. „Sie ist bei den Senioren und im Team sehr beliebt und meistert ihre Sprachprobleme bemerkenswert gut“, betont Elke Leiß, die Leiterin der Einrichtung.
Welche Eigenschaften muss jemand für diesen Beruf mitbringen? Man müsse Humor und insbesondere im Umgang mit an Demenz Erkrankten Geduld haben. Auch ein gewisses Maß an Flexibilität ist notwendig – und vor allem, das betont Svetlana Urosevic, ein warmes Herz.
Die Teamarbeit gefällt ihr sehr gut. Svetlana Urosevic wird von ihrer Mentorin, Katrin Rotzsche, die ihr eine große Hilfe ist, fachlich begleitet und betreut. Katrin Rotzsche hat eine Weiterbildung zur Sprachförderkraft für berufsintegriertes Sprachlernen erfolgreich abgeschlossen. Dies kommt Svetlana Urosevic zugute. Das Ergebnis zeigte sich bei der ersten praktischen Zwischenprüfung, die sie mit Bravour bestanden hatte. „Bei uns stimmt die gute Zusammenarbeit und Kommunikation“, freut sich Svetlana Urosevic. Mit den Tätigkeiten der Grundpflege ist sie bestens vertraut. Als nächstes steht unter anderem die Medikamentengabe an. Auch eine sorgfältige Dokumentation ihrer Pflege- und Betreuungstätigkeiten über ein EDV-gestütztes Dokumentationssystem gehören zu ihren täglichen Aufgaben.
Die Ausbildung „Examinierte(r) Altenpfleger(in)“
Die Ausbildung dauert 36 Monate. Auf die Theorie entfallen laut Ausbildungsplan 2100, auf die Praxis 2500 Stunden. Theorie und Praxis wechseln wöchentlich. Im ersten Ausbildungsjahr stehen alle sozialen und pflegerischen Tätigkeiten im Vordergrund. Die Auszubildenden lernen die Grundbedürfnisse, Gewohnheiten und auch Wünsche der Patienten kennen und gestalten und erleben den Alltag. Die künftigen Altenpfleger helfen beim Zubettgehen, bei der Körperpflege, dem An- und Auskleiden, bei den Mahlzeiten und lernen den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit kennen. Sie beobachten, prüfen die Vitalwerte und vieles mehr. Auch die Pflegedokumentation über EDV gehört zu den Aufgaben. Inhalte der nächsten Ausbildungsjahre sind zum Beispiel die Anatomie, Ernährungslehre, der Umgang mit Notfällen, die Arzneimittellehre, die soziologischen Alterstheorien, Pflegediagnosen und vieles mehr. Zugangsvoraussetzungen sind ein Realschulabschluss. Ein erweiterter Hauptschulabschluss muss anerkannt werden.
Wer sich für die Ausbildung interessiert, kann sich unter Tel.: 06042-9656-0 informieren.