100 Hektar Agroforst
von Michael Schlag
In Hessen solle es mehr Agroforst geben, das sieht der Klimaplan Hessen vor. Agroforstwirtschaft ist ein sogenanntes „multifunktionales Landnutzungssystem“; dabei wird landwirtschaftlicher Anbau mit Bäumen auf derselben Fläche kombiniert. Das Ziel sind 100 Hektar neue Agroforstanlagen in Hessen bis 2030. Derzeit werden Landwirte gesucht, die sich an einem Demonstrationsnetzwerk Agroforst beteiligen wollen.Erfahrungen aus der Praxis
Die Anlage von Agroforstflächen ist eine von 90 Teilmaßnahmen im hessischen Klimaplan. Man verspricht sich davon positive Klimaeffekte und Emissionseinsparungen in der Landwirtschaft. Der Aufbau des Demonetzes liegt beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) mit dem Landwirtschaftszentrum Eichhof in Bad Hersfeld als Beratungseinrichtung. Beteiligt sind auch die Universitäten Kassel und Gießen zur wissenschaftlichen Begleitung. Gesucht sind jetzt landwirtschaftliche Betriebe, die in der Praxis solche Agroforstsysteme bewirtschaften. Diese sollen der Kern des Demonstrationsnetzes werden, sagt Oliver Rinnert vom LLH, „weil genau da die Erkenntnisse gewonnen werden, die wir brauchen in der Beratung und für weitere Betriebe, die sich dafür interessieren“.
Schatten für Weideflächen
Die Bewerbung ist offen für jede Betriebsform. Bei der Auswahl zähle vor allem, was repräsentativ für Hessen ist. Was die Betriebe mitbringen müssen, ist ausreichend Arbeitskraft und die nötigen Maschinen, denn „mit der Pflege in den ersten Jahren steht und fällt das Agroforstsystem“, sagt Rinnert. Gefragt ist auch etwas Motivation für die Sache, denn „man muss über Jahre am Ball bleiben und braucht dafür eine gewisse Hingabe.“ Das Netzwerk soll möglichst viele verschiedene Anbausysteme abbilden, wie Energieholz, Obstbau, Ackerland und Grünland. Gerade in Hessen als Mittelgebirgsland mit hohem Anteil an Milchviehbetrieben sei das Thema Schattierung von Weideflächen ein großes Thema.
Land bezahlt Pflanzungen
Die Verträge mit dem LLH werden auf fünf Jahre geschlossen. Der LLH beschafft das Pflanzenmaterial und organisiert die Pflanzungen der Bäume. Auch der Baumschutz gehört dazu, „alles was die Anlage betrifft, ist inbegriffen, alle Pflanzen, alle Dienstleistungen und alles Zusatzmaterial“, auch die Anlage von Verbissschutz. Nicht inbegriffen ist Bewässerung. Oliver Rinnert legt Wert darauf, dass die Agroforstsysteme gemeinsam mit den Betrieben geplant werden. Niemandem werde etwas aufgezwungen, sondern „mir ist es wichtig, dass die Betriebe ihre Systeme so dahingestellt bekommen, wie sie das wollen.“ Nach der Pflanzung gehen die Gehölze in das Eigentum der Landwirte über, „das Agroforstsystem gehört dem Betrieb.“ Der Landwirt verpflichtet sich, die Gehölze fünf Jahre lang auf eigene Kosten zu pflegen und sie in einem guten Zustand zu erhalten. Fünf Betriebe sollen es in dem Demonstrationsnetz werden, vielleicht auch sechs, „wenn wir noch eine Spezialität dabeihaben, die wir besonders spannend finden.“ Die Flächengröße soll bei drei bis maximal sechs Hektar liegen.
Auf der Webseite des LLH gibt es weitere Informationen und den Bewerbungsbogen für die Betriebe. https://llh.hessen.de/umwelt/biorohstoffnutzung/agroforstsysteme/demobetriebe-gesucht/
Titelbild: Agroforstanlage in Langgöns, Landkreis Gießen. Links abgeerntetes Getreidefeld, in der Mitte Walnüsse, rechts eine Blühfläche im Herbst
