Nager „arbeitet“ in Gießen
Wer in den letzten Tagen in Gießen den Radweg entlang der Wieseck, zwischen Sellnberg und der Philosophenstraße, genutzt hat, wird sicher mitbekommen haben, dass der Weg immer wieder überflutet wurde. Grund dafür ist die Ansiedlung eines Bibers.
Spuren sind unübersehbar
Der nachtaktive Nager hinterlässt dort klare Spuren, berichtet die Pressestelle der Stadt Gießen in einer Reportage. Wer genauer hinschaut, entdeckt nicht nur die drei von dem Nager errichteten Dämme, sondern auch immer wieder angenagte Bäume.
Der Biber ist eine besonders und streng geschützte Art und die Ansiedlung in diesem, durch das Gartenamt renaturierten Bereich, ist für den Natur- und Artenschutz ein großer Erfolg. Biber sind eine Schlüsselart für mehr Biodiversität an unseren Gewässern. Durch das Bauen ihrer Dämme und Wohnbauten, dem Entstehen von Biberteichen und Fällen von Bäumen, werden wechselhafte Kleinlebensräume für verschiedene Tier- und Pflanzenarten gebildet.
Lange ausgerottet
Seit mehr als vierzig Jahren ist der Europäische Biber, auch bekannt als Eurasischer Biber Castor fiber), wieder Teil der hessischen Artenvielfalt. Lange galten die Nagetiere in Deutschland als ausgerottet, da sie für ihr Fell und Fleisch intensiv vom Menschen bejagt wurden. Dank konsequenter Schutzmaßnahmen und Auswilderungsprojekte gibt es wieder Biber. Schätzungsweise leben in Hessen mittlerweile ca. 2.500 dieser Tiere. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung bleiben sie streng und besonders geschützt und stehen weiterhin auf der Vorwarnliste bedrohter Arten.
Die Stadt Gießen steht derzeit in engem Austausch mit dem Bibermanagement des Regierungspräsidiums Gießen und erarbeitet in Kooperation mit Gartenamt, Tiefbauamt und den Mittelhessischen Wasserbetrieben (MWB) Maßnahmen für ein konfliktfreies Zusammenleben zwischen Menschen und Biber. Aus Verkehrssicherungsgründen ist der Rad- und Fußweg vorerst gesperrt, da durch die Überschwemmungen Fahrradunfälle begünstigt werden können. Sollte das Wasser gefrieren, besteht ein noch höheres Unfallrisiko.
Radweg soll verkehrssicher sein
Die Öffnung oder Zerstörung des Biberdamms, um den Weg zu entwässern, gilt als Straftat und kann dementsprechend mit Bußgeldern belegt werden. Der nördliche parallele Radweg R7 steht den Radfahrern und Fußgängern als Alternative zur Verfügung.
Es wird das Ziel verfolgt, den Radweg verkehrssicher und nutzbar zu gestalten und gleichzeitig das Biberrevier in seiner ganzen Pracht erleben zu können.
Bei Fragen wendet man sich an die Untere Naturschutzbehörde Gießen unter folgender Mailadresse: Naturschutzbehoerde@giessen.de
Titelbild: Europäischer Biber (Quelle: Wikipedia, Per Harald Olsen)