Trans-Europa-Express

Legende auf Schienen

von Michael Schlag

TEE, Trans-Europa-Express, das ist alte Eisenbahn-Herrlichkeit. Der TEE steht aber für mehr: Entstanden bereits in den 1950er Jahren, wird das grenzüberschreitende Eisenbahnprojekt zu einem Sinnbild für das Zusammenwachsen Europas. Die sehenswerte Dokumentation auf Arte „Legende auf Schienen“ führt zurück in eine vergangene Zeit mondäner Bahnreisen, in die europäische, und ein wenig auch in die eigene Geschichte.

Restaurierung von einem TEE-Wagen in den Niederlanden
Foto: ZDF © Sami Karim

Letzte Rettung TEE

Einmal im Leben bin ich auch mit dem TEE gefahren, Sommer 1975 muss das gewesen sein. Sonntag-Nachmittag, Gefreiter Schlag wurde zurückerwartet in der 3. Kompanie des Panzer-Artillerie-Bataillons 325 in Schwanewede, Bremen. Der Gefreite kann sich aber nicht von der Freundin trennen und verpasst darüber den letzten Zug. In der Armee mag man es aber nicht, wenn Wehrpflichtige am Montagmorgen beim Apell fehlen. Hätte mich mindestens die nächsten zwei Heimfahrten am Wochenende gekostet. Letzte Rettung: Mit dem TEE Richtung Norden und dann tatsächlich noch irgendwo den Nahverkehr nach Bremen erreicht, genauer weiß ich es nicht mehr.

Drei Stewardessen des TEE am 12. September 1958 auf dem Bahnsteig des Amsterdamer Hauptbahnhofs
Foto: ZDF © Het Utrecht Archief

Halfzware in der 1. Klasse

Erinnere mich aber gut an den sehr hellen Fensterplatz im TEE-Großraumabteil und an den riesigen betuchten Sessel, in den sank man so tief wie in ein Himmelbett (gab ja nur 1. Klasse). An das leise Summen der Klimaanlage durch die Metallschlitze unten am Fenster (gab es damals nur im TEE). Haften geblieben ist auch, dass der TEE fast lautlos fuhr. Und man durfte noch qualmen nach Herzenslust, in jeder Lehne ein herausziehbarer Aschenbecher. Die Selbstgedrehten aus Mascotte-Blättchen und Samson Halfzware schienen in dem Ambiente aber irgendwie unpassend. Ist 50 Jahre her, es blieb die einzige Fahrt mit dem TEE, aber zumindest einmal war ich dabei. Zwei Jahre zuvor hatten Kraftwerk mit dem Album Trans Europa Express dem TEE eine Hymne geschrieben.

Passkontrolle im fahrenden Zug

Der TEE war ein europäisches Projekt, die Arte-Dokumentation geht der Geschichte auf den Grund: Die Länder Europas waren noch durch Schlagbäume und Grenzkontrollen getrennt, der Kontinent sollte auf der Schiene zusammenwachsen: Reisen innerhalb Europas ohne Umsteigen, ohne Wartezeiten an den Grenzstationen mit den Passkontrollen im fahrenden Zug. Schon Mitte der 1950er Jahre, gerade einmal zehn Jahre nach Kriegsende, entstand die Idee für ein Europa verbindendes Zugsystem.

Zugsekretariat des TEE
Foto: ZDF © DB Museum Nürnberg

Zugsekretariat mit Telefon

Die Eisenbahngesellschaften in sieben westeuropäischen Ländern beteiligen sich daran. Gedacht als luxuriöse Business-Class für Geschäftsleute. Es gab ein Zugsekretariat zum Diktieren von Briefen und sogar mit einem Funktelefon. Die Zugbegleiterinnen hießen Stewardessen, der Speisewagen war noch ein richtiges Restaurant mit Blumen auf jedem Tisch und alle Gerichte wurden frisch zubereitet. Den Speisewagen habe ich damals leider verpasst, die Fahrkarte für den TEE hatte schon den halben Wehrsold eines Monats gekostet.

Regie: Elias von Salomon
ZDF 2025 Länge 44 Min.
Online verfügbar bis 03.02.2026
https://www.arte.tv/de/videos/122692-000-A/der-trans-europ-express-tee

TV-Ausstrahlungen
Sonntag, 16.11.2025 um 15.15 Uhr
Mittwoch, 26.11.2025 um 02.55 Uhr

Titelbild: Dieselelektrischer Triebzug eines TEE der Niederländischen Eisenbahngesellschaft während einer Probefahrt in Tiel am 11. April 1957 Foto: ZDF © Het Utrecht Archief

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