Wangari Maathai

Straße in Gießen nach ihr benennen

von Ursula Wöll

Warum sollte nicht eine Straße in Giessen nach einer Afrikanerin benannt werden? Zumal eine ‚Wangari-Maathai-Straße‘ für deutsche Zungen kein Problem wäre. Wangari Maathai ist Kenianerin. Sie hat für die Gründung des Green-Belt-Movement und ihre Frauenarbeit in Nairobi nicht nur den Alternativen Nobelpreis, sondern 2004 den Friedensnobelpreis erhalten. Die Umweltaktivistin hat bis 1971 in Giessen studiert und später die Ehrendoktorwürde unserer Universität erhalten. Leider verstarb sie im Jahr 2011 mit 71 Jahren an Krebs. Zum 40jährigen Bestehen des Green-Belt-Movement hat nun eine kleine Giessener Initiative bei der Straßenbenennungskommission angeregt, eine Straße in Giessen nach der weltbekannten Kenianerin zu benennen.

40 Jahre Green-Belt-Movement

Wangari Maathai

Wangari Maathai ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Afrikaner selbst ihr jeweiliges Land voranbringen können. Bislang traut man ihnen das nicht so recht zu. Die Europäer glauben, dass Entwicklung ohne sie nicht stattfinden wird. Weil sie natürlich auch davon profitieren wollen. Von den Märkten, die sich durch  eine schnell wachsende Bevölkerung auftun. von den reichen Rohstoffreserven und Investitionsmöglichkeiten. Der im Berliner Entwicklungsministerium BMZ entworfene „Marschallplan für Afrika“ zeigt das deutlich. Er heißt jetzt „Marschallplan mit Afrika“, um die Afrikaner wenigstens auf dem Papier einzubeziehen. Man träumt von einer Win-Win-Entwicklung, doch macht das europäische Engagement die Afrikaner oft sogar ärmer. So bringen in Europa subventionierte Nahrungsmittel den kleinen afrikanischen Produzenten das Aus, weil die Importe billiger und prestigeträchtiger sind. Oder Investoren verschaffen sich ihren Standort durch Landgrabbing, wodurch ganze Dörfer zerstört werden. Oder die Hilfsgelder fließen unkontrolliert in die Taschen korrupter Eliten, die dadurch jedes Interesse an einer eigenen Entwicklung verlieren.

Frauen in Kenia engagieren sich

Wangari Maathei, Professorin an der Universität in Nairobi, mobilisierte tausende kenianische Frauen und kam dabei mit einer Spende aus Norwegen aus. Diese Frauen pflanzen seit 1977 bis heute Bäume, die sie zuvor in eigenen Gärtnereien säen, hochpäppeln und nach der Auspflanzung weiter umsorgen. Dafür erhalten sie einige Shilling und vor allem ein größeres Selbstbewusstsein. Etwa 40 Millionen Bäume kamen auf diese Weise in die Erde, seit das Green-Belt-Movement 1977 von Wangari Maathai angestoßen wurde. Nicht nur der abgeholzte Grüngürtel um Nairobi entstand neu auf diese Weise, auch in anderen kenianischen Regionen wird die Versteppung und die Bodenerosion auf diese Weise gestoppt. Und die Folgen des Klimawandels etwas abgemildert, der sich in den subsaharischen Ländern besonders schwer auswirkt.

Giessen als wichtige Lebensstation
Wangari Mathai mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama.

Wangari Maathai wurde in einem kenianischen Dorf geboren und hatte das Glück, dass ihre Eltern sie zur Schule schickten. Sie erhielt ein Stipendium für ein Studium in Arkansas/USA. Wieder zurück in Nairobi, traf sie dort auf den heute emeritierten Professor Hofmann von der Giessener Veterinärfakultät. Sie ging mit ihm für 2 Jahre nach Giessen, um hier für ihre Dissertation zu forschen. Ihren Doktor erhielt sie von der Uni in Nairobi. Sie heiratete, zog 3 Kinder groß, wurde verlassen und engagierte sich immer stärker für die Umwelt. So verhinderte sie auch mit tausenden anderen Frauen das Mammutbauprojekt, das sich der langjährige autokratische Herrscher Arap Moi spendieren wollte und das den großen Park von Nairobi zerstört hätte. Dafür kam die mutige Frau sogar ins Gefängnis. Und weil die Büros des Green- Belt- Movement versiegelt wurden, machte sie ihr kleines Haus zum Büro und behielt nur eine winzige private Ecke für sich und den jüngsten Sohn.

Ausführlicher kann man das alles in ihrer Autobiografie lesen, die auch in der Giessener Stadtbibliothek ausleihbar ist.

Weil eine Frauenbewegung durch sie in Kenia entstand, scheint auch die Giessener Frauenbeauftragte Friederike Stibane eine Straßenbenennung zu unterstützen. Das wird wohl etwas dauern, denn neue Straßen, die einen Namen brauchen, entstehen nicht alle Tage.

Ein Gedanke zu „Wangari Maathai“

  1. Nachtrag vom 29. 9.:
    Die Interimsdirektorin des Green-Belt-Movement, Mrs. Mercy Karunditu bedankft sich wie folgt für die Initiative:
    „We thank you for your proposal to the town authorities to have a street named after Prof. Wangari Maathai and also for the article.
    Thank you again for the efforts and keep us posted on the progress.
    Regards, Mercy Karunditu
    (www.greenbeltmovement.org)

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