Römischer Pferdekopf

Ausstellung in der Saalburg

Von Michael Breuer

Einen Blick in das Aurea aetas – das goldene Zeitalter des Kaisers Augustus – können ab jetzt die Besucher des Römerkastells Saalburg werfen. Denn im Goldglanz erstrahlt seit dort jetzt der römische Pferdekopf, der 2009 in Lahnau-Waldgirmes von Archäologen ausgegraben wurde. Fast ein Jahrzehnt hat es gedauert, bis der 15 Kilo schwere Bronzekopf den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat. Der Grund waren die langen Auseinandersetzungen um den Wert des goldenen Schädels –– wahrscheinlich hatte er zu einer bronzenen, lebensgroßen Reiterstatue des Kaisers Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) gehört, die um das Jahr null gefertigt wurde.

Langer Streit um den Pferdekopf

Der goldene Pferdekopf in der Panzerglas-Vitrine. (Fotos: Michael Breuer)

Das Land Hessen hatte lange mit dem Landwirt aus Waldgirmes, auf dessen Acker der Pferdekopf in einem elf Meter tiefen Brunnen verborgen war, gerichtlich gestritten. Das Kunstministerium hatte angekündigt, das antike Stück erst nach der Gerichtsentscheidung öffentlich zu präsentieren. Das ist zwar teuer für das Land geworden, denn das Gericht in Limburg hatte kürzlich entschieden, dass das Land Hessen dem Bauern neben den bereits gezahlten 48000 Euro weitere 773000 Euro hinblättern muss; aber nun sind Pferdekopf und die anderen Funde aus Waldgirmes ein absolutes Highlight im Saalburgmuseum des Kastells im Taunus, das sich bisher insbesondere der Römerzeit zur Zeit des Grenzwalles Limes widmete (2. Jahrhundert n. Chr.). Und so strahlten Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein und Saalburg-Direktor Carsten Amrhein mit dem goldenen Pferdekopf um die Wette, als sie ihn am Freitag feierlich vor den Fotografen und Kamerateams enthüllten.

In einer von allen Seiten beleuchteten Panzerglas-Vitrine ist der für 75000 Euro aufwändig restaurierte Kopf zu sehen. Für die Saalburg ist die Dauerausstellung mit den Funden aus Waldgirmes, die am Sonntag, 19. August 2018,  um 11 Uhr für die Besucher geöffnet wird, eine große Bereicherung.

Wissenschafts- und Kunstminister Boris Rhein (l.) und Saalburg-Direktor Carsten Amrhein machen es spannend: Enthüllung des Pferdekopfes.

Was in Waldgirmes ausgegraben wurde

In Waldgirmes gefundene Bronzefragmente, die ebenfalls zu Statuen gehört haben, die vor 2000 Jahren dort aufgestellt waren.

Denn ebenso sind in dem Raum mit dem Pferdekopf weitere vergoldete Metallteile wie zum Beispiel der Fuß eines Reiters und andere Bronzefragmente zu sehen, die – so fanden die Archäologen heraus – auch zu anderen zerschlagenen Bronzestatuen in Waldgirmes gehört haben. Erstmals in Augenschein nehmen können die Besucher des Museums auch die Werkzeuge und Alltagsgegenstände, die zwischen 1993 und 2012 in Waldgirmes ausgegraben wurden. Das Besondere daran: Sie gehörten zu einer mit gewaltigem Aufwand errichteten römischen Siedlung, um das Leben in den germanischen Gebieten zu organisieren: Atriumhäuser in mediterraner Architektur, Wohnhäuser mit Wandelgängen, ein Forum mit 54 mal 45 Meter großer Basilika. Mit Waldgirmes war erstmals eine jener historisch verbrieften Stadtgründungen rechts des Rheins entdeckt worden, die Rom zu jener Zeit laut antiker Quellen in Germanien errichten ließ.

So könnte das Reiterstandbild des Augustus ausgesehen haben. Im Hintergrund eine Animation der römischen Siedlung in Waldgirmes. Fotomontage: Michael Breuer/Fotos: Förderverein Römisches Forum Waldgirmes, 123RF, M. Breuer

Ob das heutige Waldgirmes von dem historischen Erbe ein Stück abbekommt – zumindest zeitweise für eine Ausstellung – zum Beispiel in Form einer Replik des Pferdekopfes, ließ Minister Rhein bei dem Pressetermin am Freitag offen. Er kündigte Gespräche darüber an, sagte aber auch, dass es nur eine Replik des Pferdekopfes gebe und geben werde. Diese würde für auswärtige Ausstellungen gebraucht, so dass jene Replik nicht dauerhaft an einem Standort gezeigt werden könne.

Ebenso legte der Minister sich nicht fest, ob bei der Auseinandersetzung mit dem Landwirt um die Entschädigungssumme für den Pferdekopf das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Kurzum: es ist noch nicht entschieden, ob das Land Hessen nach dem erstinstanzlichen Urteil nicht doch noch Berufung einlegt.

Ein Gedanke zu „Römischer Pferdekopf“

  1. Appell an den Waldgirmeser Landwirt:
    Sie haben bereits 48000 Euro erhalten, weil sich die Scherben zufällig in Ihrem Acker befanden. Ein Gericht hat Ihnen nun Ihre Nachforderung von 773000 Euro in 1. Instanz bewilligt. Wer das ok findet, vergleicht es mit einem Lottogewinn. Doch dann wäre das Geld von den vielen Lottoeinzahlern und nicht Steuergeld aus öffentlicher Kasse des Landes. Die Gesetze sind offenbar ziemlich verworren, doch wünschte ich, dass Sie in letzter Instanz diese zweite Summe nicht erhalten. 48000 Euro finde ich als ausreichend. Warum?
    a) Weil die (römische) Geschichte unser gemeinsames Erbe ist.
    b) Weil Sie offenbar keine Ankündigung machten, einer öffentlichen Einrichtung (Kindergarten, Grundschule, Heimatmuseum usw.) eine große Spende zukommen zu lassen.
    Ich appelliere an Sie, dies nachzuholen. Beweisen Sie Bürgersinn!

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