Reichsbürger

Parallelwelten auch in der Wetterau

Von Klaus Nissenreichsbuergerflagge

Sie halten die Bundesrepublik für eine Firma und die Deutschen für deren Angestellte oder gar Sklaven. Nach Ansicht der „Reichsbürger“ ist das Deutsche Reich juristisch noch nicht erloschen. Sie weigern sich, Steuern und Gebühren zu zahlen. Gibt es „Reichsbürger“ auch in Wetterau und Vogelsberg?  Der Landbote machte sich auf die Suche.

Reichsbürger

Bisher sind keine in Erscheinung getreten, sagt der Blogger Frank Gottwald, der die Szene beobachtet. Andreas Balser von der Wetterauer Antifa-BI vermutet, dass es „zwei bis drei Leute im Wetteraukreis“ gibt, die sich als Bürger des Deutschen Reiches ansehen. Es seien aber keine Aktivisten. Einige „Reichsbürger“ aus der Region besuchten im vorigen Jahr den „Querdenken-Kongress“ in der Friedberger Stadthalle, so Balser.

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Norbert Schittke, Oberhaupt der „Exilregierung Deutsches Reich“. Er hat viele Konkurrenten in Reichsbürger-Kreisen. Zum Beispiel die Leute vom „Königreich Deutschland.“

In Bayern soll es sogar unter der Polizei „Reichsbürger“ geben – der Innenminister lässt das gerade untersuchen. Die Friedberger Polizeisprecherín möchte zu diesem ganzen Komplex nichts sagen und verweist auf das Landesamt für Verfassungsschutz. Da heißt es: In Hessen gebe es “Reichsbürger“ wohl nur „im unteren zweistelligen Bereich“. Und denen könne man weder ein hohes Gewaltpotenzial noch eine Affinität zu Waffen zurechnen.

Nach Recherchen des Hessischen Rundfunks wurden Anfang 2014 in Fulda sieben „Reichsbürger“ wegen Freiheitsberaubung zu Haftstrafe auf Bewährung und Geldstrafen verurteilt. Sie hatten eine Vollstreckungsbeamtin daran gehindert, in ihrem Dienstwagen wegzufahren. Die Frau wollte bei einem der Männer einen Zahlungsrückstand kassieren. Im südhessischen Heusenstamm gibt es angeblich monatliche Treffen von Leuten, die keine Rundfunk-Beiträge und Steuern zahlen wollen. Und nach Erkenntnissen der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen gibt es in Hessen einen Leitfaden für Behördenmitarbeiter, der rät, auf Proklamationen von „Reichsbürgern“ nicht zu reagieren und bei Beleidigungen Strafanzeige zu erstatten.

Öffentlich aktiv ist in Hessen laut Verfassungsschutz nur die „Exilregierung Deutsches Reich“. Die wird von einem „Reichskanzler“ namens Norbert Schittke aus Hildesheim geführt. Auf ihrer Webseite bietet die Gruppe jedem Interessierten unter anderem einen „Reichsreisepass“ für 100 Euro, einen „Reichskinderausweis für 40 Euro an. Die Wetterau und das Gießener Umland  gehören für diese Gruppe noch immer zur Provinz Oberhessen im „Gliedstaat Großherzogtum Hessen“. Auf ihrer Webseite lädt sie für den 29. Oktober 2016 an einen nicht genau bezeichneten Ort im Raum Hungen zu einem „Grundkurs“ ein. Auch im September sollte dort eine Veranstaltung stattfinden. Zur Illustration nutzte die Gruppe ein Foto des Hungener Schlosses.  Auf eine telefonische Nachfrage, ob es eine reguläre „Reichsbürgergruppe“ in Hungen gibt, möchte der auf „Friedensvertrag.org“ genannte Mann keine Antwort geben.

Ein Gedanke zu „Reichsbürger“

  1. Hallo Herr Nissen, es müssen ja nicht unbedingt „Reichsbürger“ sein, die keine Steuern und keine Rundfunkgebühren zahlen wollen. Das gab’s auch vor wenigen Jahren noch in anderer Szene. Hat aber auch nicht geholfen. Schöne Grüße

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