Museum Wiesbaden

Kollwitz und BarlachKollwitz3

von Ursula Wöll

Ihre Holzschnitte, Zeichnungen und Radierungen wollten dazu beitragen, die Welt zu verbessern.Im Museum Wiesbaden sind bis zum 23. Oktober Werke von Käthe Kollwitz zu sehen, ergänzt durch Werke des ebenso bekannten Ernst Barlach. Das Bild ist ein Selbstbildnisvon Käte Kollwitz.)

Sie kannte das Elend der Armen

Alle sollten sich sattessen können. Wie ergreifend ist das Bild der kollwitzMutter, die sich verzweifelt die Ohren zuhält, weil sie das Betteln ihrer Kinder um Brot nicht erfüllen kann. Die Mutter hat selbst Hunger, aber schlimmer für sie ist das Leiden ihrer Kinder. Die Künstlerin Käthe Kollwitz hat zwar selbst nie Hunger gelitten, aber sie kannte als Frau eines Armenarztes in einem Berliner Elendsviertel die Situation der BewohnerInnen.

Und sie verlohr einen ihrer beiden Söhne im Ersten Weltkrieg. Der kollwitz1Student Peter war vom allgemeinen Kriegstaumel angesteckt und meldete sich als Freiwilliger, gegen den Willen der Eltern. Wie so viele andere auch. In Flandern liegt er begraben. Spätestens nach diesem Nackenschlag setzte sich Käthe Kollwitz mit ihrer Kunst auch für den Frieden und gegen den Krieg ein.

 

Barbareien immer anprangern

Nun, was hat das Engagement der Künstlerin Kollwitz gebracht, so kann man sich fragen. Bis heute gibt es Kriege, gibt es Arme, und zwar weltweit. Während ich dies schreibe, hungern und dursten die Einwohner von Aleppo und ängstigen sich vor den kommenden Kämpfen. Ich höre im Radio, dass sie seit einigen Tagen kein Trinkwasser haben. Doch ich gehe dann unter die Dusche, aus der warmes Trinkwasser über mich läuft. Wie schön das wäre, wenn nicht Aleppo in meinem Kopf spuken würde. Hilflos bin ich diesen Widersprüchen ausgesetzt. Mir fällt da keine Lösung ein außer Barbareien immer wieder anzuprangern, wie es die Kollwitz tat.

Kürzlich jährten sich die Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. In Hiroshima starben 140 000 Menschen sofort. Drei Tage später, am 9. August 1945, fiel eine zweite Atombombe auf Nagasaki und tötete 70 000 Bewohner. Zwar starb Käthe Kollwitz kurz vor diesen Schreckenstagen. Wieviel Proteste gab es seitdem, um diese Teufelswaffe zu bannen! Und doch lagern bis heute 20 US-Atombomben auf deutschem Boden, auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel. Sie sollen nun nicht endlich weggeschafft, nein, sie sollen  modernisiert werden.

Ich selbst war einmal vor Jahren vor dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel, um zu protestieren. Ich erinnere mich an eine großartige Rede des bekannten, nun verstorbenen Giessener Sozialpsychologen Horst Eberhard Richter. War auch diese Rede für die Katz? Ich denke, nein. Wir sollten uns weiter engagieren, jede/r so gut es ihm möglich ist. Viel mehr BürgerInnen sollten das tun. Bisher zieht ja jedes Fußballspiel mehr Menschen an. So sollten wir heute bereits  die Klimaveränderungen ernster nehmen, also bevor das Klima gekippt ist, und zwar unumkehrbar. Esbedarf einen langen Atems.

Die eindringliche Kunst der Käthe Kollwitz ist bis zum 23. Oktober  kollwitz2im Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert-Allee 2, zu sehen. Zusammen mit Werken von Ernst Barlach, der sich stärker auf den einzelnen Menschen bezieht. Bekannt ist seine großartige Skulptur „Der Bettler“, die für meinen Begriff einen falschen Titel trägt. Ein Mann steht auf seine beiden Krücken gestützt. Aber er trägt den Kopf hoch erhoben. Für mich eine Geste der Hoffnung und des Lebenswillens.

I have a Dream….Doch ich weiß kein Rezept, um eine lebenswerte Welt für alle Menschen sofort zu zaubern. Vielleicht bewahrt ein Ausstellungsbesuch vor dem Abgleiten in die Resignation?  Wer nicht so weit fahren kann: Jede Bücherei wird Bücher über diese beiden 1867 und 1870 geborenen Künstler ausleihen können. Mit ihrem sozialen Engagement liegen sie voll im Trend, denn immer mehr junge Kreative geben ihren Werken eine gesellschaftliche Aussage.

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