Vulkanradweg

Paradies für Longboarder

Von Corinna Willführ

Es sind Dutzende von Aufklebern, die jeden Zentimeter der Einlassschranken zum Südvulkanradweg in Hartmannshain bedecken: „Wheels on fire“, „B-Lag-Skateboarders“, „Good fucking wood“. Sticker, die belegen, dass der Teilabschnitt bis Gedern „unumstritten DIE bekannteste und beliebteste Strecke für Longboarder in Deutschland ist“, wie es im Internet heißt.

Die Fans reisen aus ganz Deutschland an

Es ist Samstag gegen 14 Uhr. Blauer Himmel, Sonnenschein, kaum Wind – und vor allem kein Regen. Beste Bedingungen also für Longboarder. Aber kein Mensch mit „Brett“ ist in Sicht. Auf dem Vulkanradweg Inliner und Radfahrer, auf der Straße Biker und Cabrios. Die Kassiererin an der Tankstelle in Hirzenhain schmunzelt. „Also um die Uhrzeit, da treffen sie die jungen Leute hier eher weniger als am späteren Nachmittag.“ Doch dann hält der „Vulkan-Express“ – und mehr als ein Dutzend Fans der Fun-Sportart steigt aus. Mit ihrem ganz persönlichen „Brett“ versteht sich, über der Schulter, unterm Arm, vor der Brust. „Longboard“ sagt keiner von ihnen zu dem Trend-Sportgerät.

BU-Longboard
Fotos: Corinna Willführ

Manuel Klemm ist mit Freunden aus dem südhessischen Viernheim angereist. Seit vier Monaten ist der 37-Jährige in seiner Freizeit mit dem rollenden Untersatz, der Steh- und Balancevermögen erfordert, unterwegs. Freundin Rebecca, begeisterte Kampfsportlerin, will sich zum ersten Mal auf „das Brett“ wagen. Auch wenn die Gruppe von zehn Leuten die Strecke bereits zum zweiten Mal abfährt. „Also wenn man durchheizt, kann man sie in 40 Minuten schaffen“, sagt die 30-Jährige. Als Neuling hat sie sich aber erst einmal entschieden, es im Sitzen zu probieren.
Nach „Durchheizen“ ist Lars (25) und Jens (32) sowieso nicht zumute. Im fünften Jahr kommen die beiden, Lars aus Magdeburg, und Jens aus Wilhelmshaven, um eine schöne und sportliche Zeit im Vogelsberg zu verbringen. Zum ersten Mal übernachten sie nicht auf dem Campingplatz am Gederner See, sondern in einer Ferienwohnung – für drei Nächte. Was sie an der Strecke schätzen: „Sie ist sowohl für Anfänger wie Geübte super. Es gibt nur zwei Stellen, wo man wirklich aufpassen muss“, sagen sie unisono. Und warum ist sie super: „Weil sie einsichtig ist und außerdem eine tolle Asphaltdecke hat.“ Lars und Jens waren bereits um 9 Uhr auf der Strecke, haben gegen 14.30 Uhr vor ihrer vierten Runde schon 45 Kilometer Balanceakt in den Beinen. Und sind kein bisschen müde. Unterwegs haben sie Sebastian (26) aus Erbach im Odenwald und Sebastian (25), gebürtiger Münchner und Student im Odenwald getroffen. Wobei Sebastian ein ganz besonderes Verhältnis zum „Brett“ hat. Schließlich hat der Tischler vor drei Jahren beschlossen, dass er Longboards auch selber bauen kann. „In jedem steckt Holz“, sagt er, „wenn es schnell bergab gehen soll, müssen die Materialien härter sein, um die Geschwindigkeit besser kontrollieren zu können. Wer mehr surfen möchte, braucht ein weicheres Brett.“ Was man da wie in seiner Freizeit ausprobieren will, sich auch zutraut, müsse man selbst herausfinden. Was aber für alle gilt, die sich dem Trendsport zuwenden. „Ohne Helm geht gar nichts.“ Besser noch: Mit Arm-, Knie- und Ellenbogenschützern auf die Strecke gehen. Und mit einem guten Board. Da waren sich die Viernheimer, der Magdeburger und der Erbacher einig: „Bloß nicht an einem guten Gerät sparen.“ Schließlich gäbe es mittlerweile gute, günstige, gebrauchte Boards (um 140 Euro) auf dem Markt.

Am Wochenende mit dem „Vulkan-Express“ zum Einstieg

Hat man diese erst einmal, ist das Vergnügen auf dem Vulkanradweg von Hartmannshain bis Gedern auf einem „Brett“ den Tag zu BU-Longboard-1verbringen, kein teures: Für den Transport mit dem „Vulkan-Express“ sind für fünf Personen zurzeit 8,50 Euro zu zahlen. Großraumtaxis für bis zu 8 Personen verlangen 18 bis 30 Euro pro Fahrt. „Und für Studenten, die wie ich in Hessen studieren und ein RMV-Ticket haben, ist die Fahrt mit dem Vulkan-Express kostenlos“, sagt Sebastian aus Darmstadt. Was seinen Mitstreitern ein kurzes Grummeln entlockt, bevor sie sich den Helm aufsetzen, auf ihre Bretter steigen und „durch eine sehr schöne Landschaft“ fahren bis nach Gedern. Dabei das Cruisen genießen, das gemächliche Dahingleiten, ohne Pushen (Anschieben) zu müssen. Und am Abend das Chillen, das entspannte Abschalten. Sicher auch im nächsten Jahr.

longboardstrecken.de

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