Friedberg ohne Kino

Ab 2018 keine Filme mehr

Von Klaus Nissen

Im  Dezember 2017 geht das Licht aus im „Roxy“, wie alte Friedberger das Kinocenter an der Bismarckstraße nennen. Die Projektoren werden danach abgebaut, das erst vor wenigen Jahren erneuerte Gestühl aus den vier Kinosälen entfernt. Das Haus wird 2018 abgerissen. Wer dann ins Kino will, muss nach Bad Nauheim, Karben oder Köppern ausweichen. Das Kino-Grundstück soll bald anderen Zwecken dienen.

Kino in Friedberg schließt

Nur noch bis Dezember kann man im Kino an der Bismarckstraße in Friedberg Filme gucken. Danach wird das haus abgerissen. Fotos: Nissen

Die Nachricht versteckte sich in der Erläuterung zu einer Bebauungsplan-Änderung, die am 26. April der Kernstadt-Ortsbeirat zur Kenntnis nahm. Demnach beantragt der Grundstücksbesitzer Hans Albert Wunderer das Baurecht für drei „Stadtvillen“ auf dem 1970 Quadratmeter großen Kino-Grundstück in zentraler Lage.  Es ist ihm kaum zu verwehren, auch wenn sich später  die städtischen Ausschüsse noch damit befassen. Gebaut werden sollen die Häuser mit insgesamt 24 Wohnungen hintereinander von der Bismarckstraße weg in Richtung Bahnhof. Geplant sind drei Vollgeschosse und ein leicht zurückgesetztes Staffelgeschoß unter begrünten Flachdächern. Die Fassadenfronten sollen zwei Meter höher werden als die bisherige Kinofront. Die drei Häuser sollen auch eine Tiefgarage bekommen, heißt es in der Vorlage.

Der Kinobesitzer wollte zunächst nichts zu dem Projekt sagen. Laut Ortsvorsteher Norbert Simmer bedauern alle Mitglieder des Ortsbeirats das Ende des traditionsreichen Kinos. Man könne die Schließung aber nicht verhindern. „Wir sind uns in der Tendenz einig, dass zu einer Kreisstadt wie Friedberg ein Kino gehört.“ Man wolle nun nach einem neuen Standort und Betreiber-Konzept suchen.

Das „Roxxy“ entstand in den Fünfziger Jahren in einer Baulücke der mit Gründerzeit-Villen bestandenen Bismarckstraße auf einer mit Bauschutt verfüllten Lehmgrube. Nach dem Krieg waren Kinos lukrativ – allein in Friedberg existierten mit dem „Roxy“, dem nur 200 Meter entfernten “Pali“ und dem „Central“ an der Wolfengasse drei Lichtspielhäuser. Im „Roxy“ gab es auch Live-Auftritte, zum Beispiel von Cornelia Froboess. Später versuchten die Betreiber, mit anspruchsvollen Kinofilmen Publikum zu halten. Nach dem Ausbau auf vier Säle nahm man bei der Filmauswahl eher jüngeres Publikum ins Visier. Auch die teure Umstellung auf digitale Projektionstechnik und 3-D-Filme hat das Kinocenter noch mitgemacht. Doch nun scheinen gehobene Wohnprojekte mehr Geld zu bringen als das Abspielen von Filmen.

Die Bewertungen sind meist gut

Offen ist die Frage, warum das Friedberger Kino offenbar nicht genug Publikum anzieht. Im Nidderauer Kinocenter zwischen Heldenbergen und Windecken stehen junge Leute gerade am Wochenende Schlange vor der Kinokasse. Im Bewertungsportal Yelp beurteilen Nutzer das Friedberger Kino oft positiv: „Das Kino ist sauber, das Popcorn schmeckt frisch, die Mitarbeiter sind freundlich und die Preise fair.“ Ein anderer Besucher schreibt, das Kino sei technisch „top“. Und: „Die Trailer beginnen so zeitig, dass zum eigentlichen Vorstellungsbeginn schon der Hauptfilm kommt.“  Ein dritter Nutzer   meint: „“Es ist kein modernes Kino wie das Kinopolis, das Cinestar oder das Kino in Heldenbergen. Ich bin schon als Kind hierher gekommen und habe hier wirklich viele Filme über die Jahre gesehen, für mich gehört das Kino einfach nach Friedberg.“ Es wird aber trotzdem zum Jahresende schließen.

Ein Gedanke zu „Friedberg ohne Kino“

  1. …..wie schade das es in Friedberg ab 2018 kein Kino mehr geben wird!!!!
    Bin da nicht jede Woche, doch schätze ich dies kulturelle Angebot sehr.
    Und wie verrückt- ist doch erst so viel Geld geflossen für das Friedberger Kino…
    Schade das Profit über Vielfalt und Kultur steht….

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