Insektensterben

Pflügen zerstört Lebensraum am Feldrand

In Hessen werden immer öfter Feldwege und Wegränder illegal umgepflügt oder mit Pestiziden gespritzt und gedüngt, hat der Naturschutzbund (Nabu) Hessen beobachtet. Er fordert vom Land und den Kommunen, diese wichtigen Lebensräume für gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Vor allem Insekten wie Schmetterlinge, Wildbienen und Käfer seien dadurch bedroht. (Foto: Rasbak/Wikipedia)

 Nabu fordert Ende des illegalen Umbruchs

Das Land Hessen und die Kommunen sollen „entschieden gegen den illegalen Umbruch von Feldwegen und Wegrändern“ vorzugehen, fordert der Nabu. Für den Schutz der Artenvielfalt seien Feldwege und Wegränder von großer Bedeutung. Mit ihnen gingenn wichtige Strukturen in der häufig ausgeräumten, intensiv genutzten Agrarlandschaft verloren, die Rückzugsraum oder Nahrungsangebot seien. Dies gelte besonders für Insekten wie Schmetterlinge, Wildbienen und Käfer, sagt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des Nabu. In einer einstimmig beschlossenen Resolution haben die über hundert Delegierten der Nabu-Landesvertreterversammlung am Wochenende die Hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) aufgerufen, gegen diese illegale Landnahme durch Landwirte vorzugehen.

(Foto: Dwight Sipler/Wikipedia)

Der Nabu Hessen will das Problembewusstsein für den Artenschwund durch Wegeumbruch zu schärfen. „In jedem Landkreis muss der Verlust von Wegen und Wegerändern exemplarisch in einer Kommune durch den Vergleich von Luftbild und Liegenschaftskarte analysiert und öffentlich gemacht werden“, fordert Eppler. Die öffentliche Förderung für illegal genutzte Flächen müsse dringend unterbunden werden. Eppler: „Subventionsbetrug darf nicht geduldet werden und muss Rückzahlungsforderungen nach sich ziehen.“ Feldwege befänden sich in der Regel im Eigentum der Gemeinden. Ohne Genehmigung des Eigentümers und der Unteren Naturschutzbehörde sei das Umpflügen von Feldwegen nicht zulässig.

Bauernverband wenig Problembewusst

Wege und Wegeränder haben laut Nabu eine wichtige Funktion für den lokalen Biotopverbund. Sie seien wertvoller Lebensraum für mehrere hundert Pflanzenarten und über tausend Tierarten. Zur Umsetzung der Hessischen Biodiversitätsstrategie seien sie deshalb unverzichtbar. Die Entwicklung der im Offenland lebenden Tier- und Pflanzenarten sei seit mehreren Jahren dramatisch rückläufig. Immer mehr Wildblumen, Schmetterlinge, Wildbienen oder Feldvögel fänden sich auf der Roten Liste. Aktuelle Studien belegten, dass die Biomasse der Fluginsekten seit den 1990er Jahren selbst in Schutzgebieten um 75 Prozent abgenommen habe. Eppler: „Deutschland hat in nur zwölf Jahren 12,7 Millionen Vogelbrutpaare verloren, was 15 Prozent des Bestandes entspricht.“

Bisher zeige der Hessische Bauernverband wenig Problembewusstsein, stellen die Naturschützer fest. Statt dem illegalen Treiben ein Ende zu setzen, rechtfertige er den Umbruch als „Rationalisierung“ und „Kosteneinsparungspotential“ mit positiven Umwelt- und Klimaeffekten, weil Treibstoff und damit Emissionen eingespart würden. „Der Bauernverband muss seiner gesellschaftlichen Verantwortung stärker gerecht werden und den Schutz der biologischen Vielfalt ernst nehmen“, fordert Eppler. An die Kommunen appelliert der Nabu, sich umfassend über die Bedeutung der Feldwege- und Saumstrukturen und die Chancen eines lokalen Biotopverbundsystems zu informieren. „Unsere über 300 hessischen Nabu-Gruppen sind gerne bereit, die Gemeinden dabei zu unterstützen“, verspricht Eppler. Bürgermeister müssten sich klar darüber sein, dass Feldraine und Feldwege als Vermögensgegenstände der Gemeinde ebenso pfleglich und wirtschaftlich zu verwalten seien wie alle anderen auch. Landwirte müssten über Bußgelder zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie gegen Eigentumsrecht oder Naturschutzrecht verstoßen haben.

Ein Gedanke zu „Insektensterben“

  1. Zu der im Artikel geschilderten Vernichtung der Lebensgrundlagen von Insekten und in der Folge von Vögeln durch das Umpflügen der Wegränder kommt ein weiterer Punkt: Die Vernichtung von blühenden Pflanzen, genannt „Unkraut“ durch den Einsatz von Glyphosat, das praktisch jeder unter dem Namen ‚Round Up‘ im Baumarkt kaufen kann und das die Landwirte einsetzen, um alles bis auf die genmanipulierten Mais- oder Getreidepflanzen abzutöten. Lieferant ist Monsanto, das vor der Übernahme durch den Bayer-Konzern steht. Seit den 70iger Jahren wird das Gift verwendet, doch nun steht der Verdacht im Raum, dass es beim Menschen Krebs erzeugt. Das Europäische Parlament hat wohl heute einer Anwendung für nur noch 5 Jahre zugestimmt. Aber wie wird die EU-Kommission entscheiden? Europaweit wurden 1,3 Millionen Unterschriften gegen das Gift gesammelt, und so schiebt man die Entscheidung wie eine heiße Kartoffel hin und her. Die Sendung „Das war der Tag“ in HR 2 verwies darauf, dass die Gutachten sich widersprechen, dass aber bei denjenigen, die den Stoff für ungefährlich halten, Monsanto selbst mitgeschrieben hat.

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