Deutscher Widerstand

Studienkreis wirbt um die Jugend

Der Studienkreis Deutscher Widerstand will für junge Menschen Interessanter werden. Wie das geschehen kann, will er mit jungen Mitgliedern, Nichtmitgliedern und Praktikanten beraten. In einer Veranstaltung am Mittwoch, 13. März 2019, wird die Zeitzeugin Edith Erbrich in der Erinnerungsstätte der Frankfurter Großmarkthalle berichten, wie sie als Kind von der Großmarkthalle ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde.

Den Widerstand erforschen

Der Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des deutschen Widerstands 1933 – 1945 wurde 1967 in Frankfurt am Main gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehörten Wissenschaftler wie Professor Dr. Wolfgang Abendroth, Professor Dr. Hans W. Bartsch Professor Dr. Walter Fabian, Professor Dr. Heinz Joachim Heydorn, Professor. Dr. Wolfgang Klafki, Dr. Arno Klönne und Edgar Weick sowie ehemalige Widerstandskämpfer und Opfer der Nazi-Diktatur wie Oskar Müller, Martin Niemöller, Dr. Max Oppenheimer, Dr. Josef Rossaint, Robert Scholl und Günter Weisenborn. Der Studienkreis hat die Aufgabe, den antifaschistischen Widerstand in den Jahren 1933 bis 1945 „in seinem gesamten politischen und sozialen Spektrum zu erforschen und vor allem die in der Öffentlichkeit wenig beachteten oder ausgeklammerten Aspekte des Widerstands bekanntzumachen“, wie es in seiner Selbstdarstellung heißt.

6000 ehrenamtliche Arbeitsstunden

Die Europäische Zentralbank mit der Erinnerungsstätte an der FRankfurter Großmarkthalle ist Schauplatz einer Veranstaltung des Studienkreises Deutscher Widerstand. (Foto: Norbert Miguletz/Jüdisches Museum Frankfurt am Main/Wikipedia)

Der Studienkreis betreibt ein umfangreiches Archiv über den Widerstand. Dieses Archiv ist an drei Tagen in der Woche für alle geöffnet, die Informationen über den antifaschistischen Widerstand, NS-Verfolgung, Zwangsarbeit und das NS-Lagersystem suchen. Es umfasst wissenschaftliche Literatur, Schrift- und Bilddokumente, darunter auch Interviews mit Widerstandskämpfern und Gespräche mit Zeitzeugen. Außerdem werden Kontakte vermittelt. Rund 6000 Arbeitsstunden haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Vereins im vergangenen Jahr geleistet. „Ohne das hervorragende Engagement dieser zehn Mitarbeiter wäre die Arbeit des Dokumentationsarchivs nicht zu leisten“, sagte der Vereinsvorsitzende Gudrun Schmidt während der Mitgliederversammlung am 23. Februar 2019 in der Bildungsstätte Anne Frank. Zusammen mit den Mitarbeitern werde überlegt, wie die wertvollen Unterlagen und Materialien, die sie archivieren und bearbeiten, stärker für die Arbeit in der Öffentlicheit genutzt werden können, berichtet der Pressesprecher des Studienkreises Horst Koch-Panzner. Für 2019 sei geplant, so der Pressesprecher weiter, „junge Mitglieder, Nichtmitglieder und Praktikanten einzuladen, um Ideen zu entwickeln, wie der Studienkreis Deutscher Widerstand für junge Menschen Interessanter werden kann“.

Von der Großmarkthalle ins KZ

Edith Erbrich ist als siebenjähriges Kind zusammen mit ihrem Vater und ihrer Schwester 1945 von der Frankfurter Großmarkthalle mit dem Zu ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden. Sie wird in einer Veranstaltung des Studienkreises am 13. März 2019 von ihrer Kindheit im Ostend, ihren Erfahrungen mit Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer Familien durch die Nazis, ihrem Leben in Krieg und Bombenhagel, die Deportation und das Konzentrationslager Theresienstadt und ihrer Rückkehr nach Frankfurt erzählen und darüber sprechen, wie sie das alles als Kind erlebt und verarbeitet hat. „Die Veranstaltung wird aufgezeichnet, für Zeiten, in denen Edith Erbrich nicht mehr als Zeitzeugin in Schulen und Veranstaltungen erzählen kann“, teilt Horst Koch-Panzner mit.

Die Veranstaltung ist in der Europäischen Zentralbank (ECB), die Zusammen mit einer Erinnerungsstätte auf dem Gelände der Großmarkthalle errichtet wurde. Die Geheime Staatspolizei der Nazis benutzte den Keller der Großmarkthalle von 1941 bis 1945 als Sammelplatz für die Deportation von Juden. Über 10.000 Menschen wurden alleine bei zehn Massendeportationen von Oktober 1941 bis September 1942 vom Bahnhof Großmarkthalle mit Güterzügen in Ghettos und Konzentrations- und Vernichtungslager gebracht.

„Zeitzeugin Edith Erbrich erzählt: Von der Großmarkthalle ins Konzentrationslager Theresienstadt, Mittwoch, 13. März 2019, 15 Uhr, Besucherzentrum der ECB, Sonnenstraße 20. Die Veranstaltung dauert einschließlich Führung durch die Gedenkstätte bis etwa 19 Uhr. Anmeldung mit Kontaktdaten bis 6. März 2019 per E-Mail an studienkreis@widerstand-1933-1945.de oder telefonisch dienstags bis donnerstags unter 069/721575. Zur Veranstaltung ist ein gültiger Personalausweis mitzubringen. Vor Betreten der Zentralbank erfolgt eine Kontrolle ähnlich der am Flughafen. Gegenstände, die als Waffe benutzt werden könnten, dürfen nicht mitgeführt werden.

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