834 Flüchtlinge in Hallen

Zwei Notunterkünfte im HochtaunusBevor die Betten gestellt wurden_musste der Boden abgeklebt werden

Die vor wenigen Tagen zu Notunterkünften für Flüchtlinge hergerichteten Sporthallen in Bad Homburg und Oberursel füllen sich nun. Das Land will im Hochtaunuskreis eine Erstaufnahme-Einichtung eröffnen. Und die Bad Homburger Tafel kann neue Kunden nicht sofort mit Lebensmitteln versorgen.

834 Flüchtlinge in Hallen

In Bad Homburg bezogen am Dienstag, 3. November 2015 kurz nach Mitternacht die ersten 194 Flüchtlinge die zur Notunterkunft hergerichtete Sporthalle an der Frölingstraße. Sie kamen in 25 Kleinbussen aus Gießen. Feuerwehr, Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk und die Bundeswehr sind dort aktiv.  Außerdem Freiwillige und Dolmetscher. Die Notunterkunft in der  Sporthalle  der Humboldtschule an der Frölingstraße bietet Platz für knapp 350 Menschen.

Bevor die Betten gestellt wurden_musste der Boden abgeklebt werden
Warm und sicher, aber ohne jede Privatsphäre sind die zu Notunterkünften umgerüsteten Sporthallen. Foto: Kreisverwaltung

Nach Auskunft von Landrat Ulrich Krebs sucht nun das Land Hessen im Hochtaunuskreis nach einem Standort für eine Erstaufnahme-Einrichtung. Ein Favorit sind die alten Gebäude der Hochtaunusklinik in Bad Homburg. Darin sollen  neue Flüchtlinge registriert und medizinisch untersucht,, vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) befragt und dann in „reguläre“ Unterkünfte im Land verteilt werden.  Das Bamf entscheidet am Ende über die Asylanträge.

In Bad Homburg haben sich rund 400 neue ehrenamtliche Flüchtlingehelfer gemeldet, so Oberbürgermeister Alexander Hetjes. Wer sich über die Notunterkünfte informieren will, erreicht das Bürgertelefon bis 20 Uhr  06172/999 – 4799 .

638 Flüchtlinge in Oberursel

Seit dem 27. Oktober 2015 war ein mobiles Registrierungs-Team von acht Mitarbeitern des Landes mit neun Dolmetschern in einer weiteren Notunterkunft in der Sporthalle am Bleibiskopf in Oberursel aktiv. Die Registrierung ist Voraussetzung für einen Asylantrag. Insgesamt wurden 638 Flüchtlinge registriert, so die Kreisverwaltung. Eigentlich sollte die Registrierung in Gießen stattfinden, doch die zentrale Erstaufnahmeienrichtung ist wegen der großen Menschenzahl damit überfordert und verteilt die Flüchtlinge deshalb  direkt und ohne Registrierung auf die Landkreise.

Das erste Ziel des Hochtauskreises ist es laut Landrat Krebs, so schnell wie möglich die Sporthallen wieder den Schulen und Vereinen zur Verfügung zu stellen. wieder auf die Turnhallen als Unterbringungseinrichtung verzichten zu können, damit die Schulen und Vereine den Sportbetrieb wieder aufnehmen können.

Homburger Tafel hat nicht genug Lebensmittel

120
Lebensmittelausgabe in einem Tafel-Laden. Flüchtlinge haben Anrecht, dort Lebensmittel zu bekommen. Doch neue Kunden müssen im Hochtaunuskreis eine Wartezeit in Kauf nehmen. Die Tafel hat nämlich nicht genug Lebensmittel mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum vorrrätig. Foto: Ursula Wöll

Der Flüchtlingszustrom verunsichert offenbar die Kunden der Bad Homburger Tafel.  Tobias Krohmer, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung im evangelischen Dekanat im Hochtaunus: „Es gibt das Gerücht, wir würden künftig nur noch Flüchtlinge versorgen.“ Andererseits gebe es auch das gegenteilige Gerücht, die Tafel im Hochtaunus könnte ebenso verfahren wie eine Tafel in Süddeutschland, die laut Medienberichten Flüchtlinge komplett von der Lebensmittel-Verteilung ausschließen wollte.

Flüchtlinge werden bei der Tafel nicht bevorzugt

Bei der Bad Homburger Tafel sind Flüchtlinge in jedem Fall willkommen. Dabei spielt keine Rolle, ob sie bereits anerkannt sind oder nicht. „Der Zugang zur Tafel bemisst sich bei uns ausschließlich danach, ob jemand bedürftig ist oder nicht“, erklärt Michael Hibler, Leiter des Diakonischen Werks Hochtaunus. „Der Regelsatz nach dem Asylbewerberleistungsgesetz liegt sogar noch unter dem von Hartz IV“, so Hibler. „Insofern gibt es keinen Grund, Flüchtlinge, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten, auszuschließen.“

Doch dass Flüchtlinge nicht benachteiligt werden, heißt nicht, dass man ihnen einen bevorzugten Zugang zur Tafel gewähren kann. „Flüchtlinge müssen sich wie alle anderen Interessenten zuerst registrieren lassen. Wie viele bereits registrierte Kunden müssen sie sich dann leider auch auf eine längere Wartezeit einstellen, bis sie tatsächlich bei der Ausgabe berücksichtigt werden können“, räumt Hibler ein. Die Tafel im Hochtaunus sei aktuell nicht in der Lage, ihre Kapazitäten so weit auszubauen, dass eine große Anzahl von Neuzugängen zeitnah bewältigt werden könnte.

Bis Silvester 675 zusätzliche Flüchtlinge

Zusätzlich zu den Menschen in den Notunterkünften muss der Hochtaunuskreis pro Woche  bis zu 75 „reguläre“ Asylbewerber unterbringen. Laut Sozialdezernentin Katrin Hechler werden bis Silvester noch 675 Flüchtlinge erwartet.. Bislang sind nach Berechnungen der Ausländerbehörde 2036 Flüchtlinge im Kreis angekommen. 2014 waren es rund 750 Menschen. Ein großer Teil der Flüchtlinge stamme, so Katrin Hechler, aus Krisenländern wie Syrien, Eritrea und Pakistan. Deutlich gesunken ist der Anteil der so genannten Balkanflüchtlinge. Ende 2015 dürften rund 2700 Flüchtlinge im Kreis leben.

Aktuell prüfen Kreis und Kommunen mit Hochdruck, welche Standorte sich für eine Unterbringung noch eignen. „Kreis und Kommunen haben einen immensen Zeitdruck, ist doch ein Ende der Zuwanderung derzeit nicht absehbar“, betont Katrin Hechler. Um dem zu begegnen erwägt die Sozialdezernentin auch den Einsatz von Containern. Auch die weitere Umwandlung von Hotel- und Gewerbestandorten werde mit Hochdruck betrieben.

Katrin Hechler geht davon aus, dass die Flüchtlingszahlen (bezogen auf die regulär zugeteilten Flüchtlinge) im Kreis bis Ende 2015 auf rund 2.700 Menschen ansteigen werden.  Wer sich in der Flüchtlingsarbeit vor Ort engagieren möchte, findet Kontakt unter www.flüchtlingshilfe-htk.de

Zur Unterbringung in den einzelnen Kommunen: (Quelle: Hochtaunuskreis)

Stadt/Gemeinde Anzahl aufzunehmender Flüchtlinge tatsächlich aufgenommene Flüchtlinge davon anerkannte Flüchtlinge Aufnahme plus/minus
Bad Homburg 620 581 29 – 68
Friedrichsdorf 291 131 4 -164
Glashütten 63 18 0 – 45
Grävenwiesbach 61 105 10 +34
Königstein 189 125 8 – 72
Kronberg 213 178 11 – 46
Neu-Anspach 170 131 14 – 53
Oberursel 531 351 61 – 241
Schmitten 105 111 12 – 6
Steinbach 122 38 0 – 84
Usingen 162 150 18 – 30
Wehrheim 109 81 2 – 30
Weilrod 73 36 3 – 40

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert